Blog

10 Jahre Servicestelle ProfilPASS

Titelbild des ProfilPASS

Vor zehn Jahren wurde die Servicestelle ProfilPASS am Deutschen Institut für Erwachsenenbildung – Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen e. V. (DIE) ins Leben gerufen. wb-web hat aus diesem Anlass mit der ProfilPASS-Mitarbeiterin Susanne Haferburg gesprochen.

Nachgefragt bei Susanne Haferburg

Der ProfilPASS unterstützt Menschen, die im Rahmen einer Beratung ihre Kompetenzen systematisch ermitteln und sichtbar machen wollen. Dabei sind Erfahrungen aus Familie, Freizeit und Ehrenamt genauso wichtig wie der berufliche Werdegang. Das Ergebnis ist ein ganz persönliches Kompetenzprofil. 

wb-web: Susanne, Du bist von Anfang an dabei: Am 1. April arbeitest Du seit 10 Jahren in der Servicestelle ProfilPASS. Glückwunsch! Uns interessiert: Was war 2007 der Grund, eine Servicestelle einzurichten?

Susanne Haferburg: Der ProfilPASS wurde innerhalb von vier Jahren im Rahmen eines vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanzierten Projektes entwickelt, erprobt, evaluiert und bundesweit verbreitet. Zusätzlich wurden auch Berater/innen dafür qualifiziert, mit dem Instrument zu beraten. Während der Projektlaufzeit stieß dieses Kompetenzfeststellungsverfahren bei Bildungseinrichtungen, Berater/inn/en und bei den Nutzern selbst auf große Resonanz. Als Forschungsinstitut für Lebenslanges Lernen hatte das DIE ein großes Interesse daran, die Sichtbarmachung von informell erworbenen Kompetenzen auch nachhaltig zu sichern und richtete deshalb 2007 die Servicestelle ProfilPASS am DIE ein.

wb-web: Welche Aufgaben übernimmt die Servicestelle?

Susanne Haferburg: Die Servicestelle ProfilPASS am DIE evaluiert, vernetzt und berät bei der Arbeit mit dem ProfilPASS-System. Zum ProfilPASS-System gehören nicht nur das Instrument selbst und das zugrunde liegende Beratungskonzept, sondern auch die Qualitätssicherung sowie das bundesweit aktive ProfilPASS-Netzwerk. Die Servicestelle ist also verantwortlich für die Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung des gesamten ProfilPASS-Systems. Unsere wichtigsten Serviceleistungen sind:

  • die Koordinierung und Vernetzung der ProfilPASS-Akteure durch jährliche Treffen,
  • die Qualitätssicherung sowohl der Beratung als auch der Beraterqualifizierung,
  • die wissenschaftliche Weiterentwicklung der Instrumente durch zusätzliche Materialien für die Praxis und Fragen für die Forschung,
  • die Verbreitung im In- und Ausland,
  • die Verbreitung durch das Internet, die Websites des ProfilPASS und ProfilPASS für junge Menschen.

wb-web: Was waren oder sind die größten Herausforderungen?

Susanne Haferburg: Das ProfilPASS-System lebt von einem großen Netzwerk aus Multiplikator/inn/en, qualifizierten Berater/inn/en, bundesweiten Dialogzentren und dem W. Bertelsmann-Verlag, der als Mediendienstleister am Markt agiert und für das Marketing zuständig ist. Die Herausforderung besteht darin, die unterschiedlichen Interessen der Akteure wahrzunehmen und auszubalancieren. Um mitzubekommen, was in der Praxis vor sich geht, und um andererseits das Netzwerk über neue Entwicklungen zu informieren, veranstaltet das DIE z.B. jährliche Austauschtreffen für Berater/innen und Dialogzentren.

wb-web: Welche Meilensteine hat die Servicestelle bereits genommen?

Susanne Haferburg: Der ProfilPASS ist zielgruppenoffen konzipiert, von ihm sollen sich z.B. Arbeitssuchende, Berufsrückkehrer/innen, Migrantinnen und Migranten genauso angesprochen fühlen wie Studierende oder Mitarbeiter/innen in Unternehmen. Die Berater/innen haben uns aber in einer Online-Befragung gezeigt, dass diese Offenheit in der Praxis nicht mehr so gut anschlussfähig ist. Daraufhin haben wir eine zielgruppenneutrale Version entwickelt und stellen biographische Beispiele separat zum Download zur Verfügung. Verändert haben wir auch das Format und die Preise für die Ordner, die nun als Workbooks angeboten werden. Und, ganz wichtig, der ProfilPASS steht nun seit Oktober 2016 zum kostenfreien Download zur Verfügung. Auch die Homepage wurde überarbeitet und ist nun übersichtlicher, nutzerfreundlicher und barrierefrei. Diese Veränderungen hätten wir ohne die Rückmeldungen unserer starken Netzwerkpartner sicher nicht vorgenommen.

wb-web: Was ist Dein persönliches Highlight der vergangenen 10 Jahre?

Susanne Haferburg: Beeindruckend war für mich der Zeitpunkt als 100.000 Exemplare der beiden Pässe verkauft wurden und das Jahr 2009, in dem mehr als 1.000 Berater qualifiziert wurden. Auch das vergangene Jahr mit dem großen Entwicklungssprung und der weiteren internationalen Verbreitung war toll. Und was uns besonders freut: Die Stiftung Warentest hat von Dezember 2015 bis Mai 2016 elf verschiedene Kompetenzfeststellungsverfahren geprüft und den ProfilPASS als ein empfehlenswertes Instrument begutachtet.

wb-web: Welche Perspektiven seht Ihr für die Zukunft? 

Susanne Haferburg:  Wir glauben, dass der ProfilPASS sich sehr gut für eine Kompetenzermittlung bei geflüchteten Menschen eignet, denn gerade sie bringen oft Kompetenzen mit, die sie außerhalb des formalen Bildungssystems erworben haben. Hierzu wollen wir weiter forschen und auch ermitteln, wie der ProfilPASS bei dieser Zielgruppe am besten eingesetzt werden kann. Eine weitere Perspektive ist die Verbreitung im Ausland, mit der wir durch das EU-Projekt KISS (2013-2015) bereits begonnen haben und die wir weiter vorantreiben wollen. Denn das Interesse, informell erworbenen Kompetenzen sichtbar zu machen, ist nach wie vor innerhalb und außerhalb Deutschlands sehr hoch.

 

Susanne Haferburg arbeitet seit dem 10. Februar 2004 beim Deutschen Institut für Erwachsenenbildung und betreut seit dem 1. April 2007 die Servicestelle ProfilPASS.


Mehr zum ProfilPASS finden Sie hier.