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Digitale Kompetenzen für Lernende und Lehrende

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Susan Easton ist Leiterin für digitale  Kompetenzen am Learning and Work Institute und verantwortlich für Richtlinien und Praxis in diesem Bereich. Sie stellt einige  interessante europäische Initiativen für die Förderung der digitalen Kompetenzen von erwachsenen Lehrkräften und Lernenden vor. (Dieser Beitrag ist eine Übersetzung aus dem Englischen.)

Digitale Kompetenzen sind wichtig

Digitale Kompetenzen sind heutzutage für Erwachsene genauso wichtig wie Englisch und Mathematik. 45% der erwachsenen Bevölkerung in der EU verfügen jedoch nicht einmal über grundlegende digitale Kompetenzen (siehe European Digital Progress Report (EN)). Ein großer Anteil davon ist  bereits am Arbeitsmarkt benachteiligt, nicht integriert oder gar davon ausgeschlossen. Die Europäische Kommission hat erkannt, daß Erwachsenenbildung eine kritische Rolle in der Entwicklung digitaler Kompetenzen für Leben, Lernen und Arbeit spielt. Wie kann dies jedoch erreicht werden?

Erwachsene ohne grundlegende digitale Kompetenzen sind schlechter gerüstet für die Regelung ihrer Finanzen sowie für die Inanspruchnahme staatlicher Dienste und das Auffinden günstigerer Produkte. Sie leiden häufiger unter Vereinsamung und Entrechtung, haben mit größerer Wahrscheinlichkeit geringere Einkommen und Kinder, deren schulische Leistungen eher hinter den Erwartungen zurückbleiben. Die EU schätzt außerdem, daß 90% aller Arbeitsstellen zumindest grundlegende digitale Kompetenzen erfordern werden, dass diejenigen, die am weitesten vom Arbeitsmarkt entfernt oder in geringwertigen Jobs beschäftigt sind, jedoch mit größerer Wahrscheinlichkeit nicht über diese Kompetenzen verfügen.

Eine vollständige Definition digitaler Kompetenzen liegt nicht vor, aber die Europäische Kommission hat im Jahr 2016 einen Referenzrahmen geschaffen mit der Veröffentlichung von DigComp: the European Digital Competence Framework for Citizens. Dieser Referenzrahmen definiert 21 grundlegende digitale Kompetenzen in fünf Bereichen: Informations- und Datenkompetenz, Kommunikation und Zusammenarbeit, Schaffung von digitalen Inhalten, Sicherheit und Problemlösung. Die meisten Erwachsenen können in gewissem Ausmaß mittels Technologie Informationen finden, kommunizieren und zusammenarbeiten, jedoch nur eine geringere Anzahl beherrscht die Fähigkeiten für Problemlösung oder Schaffung von digitalen Inhalten. Die Definition von E-Sicherheit und Datenkompetenz indessen entwickelt sich fortwährend den Veränderungen des digitalen Umfeldes entsprechend.

Europaweite Initiativen

Eine in Jahr 2013 durchgeführte Studie schätzt, dass sich ungefähr 250.000 Organisationen in Europa aktiv auf nationaler und regionaler Ebene damit beschäftigen, benachteiligten Bürgern zu helfen ihre digitalen Kompetenzen zu entwickeln, darunter sind einige großangelegte Initiativen. Beispielsweise plant die Regierung von Großbritannien grundlegende digitale Kompetenzen für Erwachsene kostenfrei verfügbar zu machen, während Estland „Come along“    eingeführt hat – ein Projekt, das über einen Zeitraum von drei Jahren grundlegendes und fortgeschrittenes Computertraining für 100.000 Menschen mittels traditioneller und mobiler Klassenräume, eines durch Estland reisenden E-Buses, E-Training und öffentlicher One-Stop-Shops anbietet.

Lückenhafte digitale Kompetenzen stellen auch eine Bedrohung für das wirtschaftliche Wachstum dar. Rasante technologische Innovation führt zur Automatisierung von „Routineaufgaben“ bei gleichzeitiger Schaffung neuer Arbeitsplätze, die höherwertige Kompetenzen erfordern. Das hat gewaltige Auswirkungen auf die Beschäftigungsstruktur. Das Ungleichgewicht zwischen den aktuellen Kompetenzen der Erwerbsbevölkerung und den von Arbeitgebern geforderten Kompetenzen hat eine Diskrepanz digitaler Kompetenzen zur Folge, wobei geringfügig qualifizierte Arbeitskräfte am meisten gefährdet sind und am ehesten diese Kompetenzen für die Anpassung an zukünftige Bedürfnisse benötigen. Als Reaktion auf diese Diskrepanz hat die Europäische Kommission die Digital Skills and Jobs Coalition ins Leben gerufen, die Mitgliedsstaaten dazu aufruft umfassende nationale digitale Kompetenzstrategien bis Mitte 2017 zu entwickeln. Bisher haben 15 Mitgliedsstaaten solche nationale Koalitionen geschaffen. Die Erwachsenenbildung unterstützt diese Agenda, es werden jedoch innovative Ansätze und Partnerschaften benötigt für die Bereitstellung einer kontinuierlichen Entwicklung für benachteiligte Personen.

Das Telecentre Europe Netzwerk von Telezentren, öffentlichen Bibliotheken, Gemeindezentren und gemeinnützigen Organisationen in ganz Europa stellt informelle Lernalternativen für die erfolgreiche Unterstützung digitaler Kompetenzen bereit unter Verwendung von unterschiedlichen, für Gemeinschaften vor Ort geeigneten Ansätzen.

Rosemount Lifelong Learning arbeitet in einer der ärmsten Regionen Schottlands, die eine große Anzahl von anderssprachigen Personen aufweist. Rosemount hat ehrenamtliche Helfer rekrutiert, die eine Reihe von Fremdsprachen sprechen und als digitale Trainer in ihren eigenen Gemeinschaften tätig sind. Wie durch Eurydice berichtet, hat Ungarn in ähnlicher Weise erfolgreich 800 Anwohner vor Ort als Mentoren engagiert, um Erwachsene zur Anmeldung für IKT-Kurse zu gewinnen und zu motivieren, während Senioren bei AEWB in Deutschland als „Botschafter“ für digitale Kompetenzen geschult werden, um anderen ihres Alters zu helfen.

Das Learning and Work’s Family Robotics Project    hat einen generationsübergreifenden Ansatz gewählt, indem es Eltern und Kinder in der Entwicklung ihrer Kompetenzen das Computerwesen und die Robotertechnik betreffend gleichstellt.

Der schnelle Wandel in der digitalen Welt

Als Pädagogen müssen wir entscheiden wie wir digitale Kompetenzen auf allen Ebenen entwickeln. Europäer greifen heutzutage auf das Internet von vielen verschiedenen Geräten und Plattformen aus zu, vom PC, über Laptops, zu mobilen Geräten und tragbarer Technologie, so dass wir unterrichtliche Ansätze schrittweise durch flexible Programme ersetzen müssen. Eine auf Papier gedruckte Anleitung für Facebook funktioniert einfach nicht mehr – die Technologie verändert sich zu schnell. Das Learning and Work Institute (link is external) hat ein auf Aufgaben beruhendes Toolkit für Lernende und Paten in informellen Lernsituationen entwickelt, das mit bestehenden Ressourcen und Online-Anleitungen mittels QR-Codes verknüpft ist. Die Aufgaben bleiben dieselben, aber die Inhalte entwickeln sich im Einklang mit der technischen Entwicklung, was etwas Zukunftssicherheit schafft. Die digitale Welt durchlebt jedoch deutlich grundlegendere Veränderungen und Pädagogen haben die Verantwortung Lernende auf diese vorzubereiten.

Das Wachstum der sozialen Medien bedeutet, daß entscheidende Kompetenzen zunehmend wichtiger werden, damit die Menschen die Unwahrheit von der Wahrheit entscheiden können. Unterdessen muß das exponentielle Wachstum des Internet der Dinge (link is external) unsere Definition von digitaler Kompetenz und die Vermittlung von digitalen Fähigkeiten beeinflussen. Bis zum Ende dieses Jahrzehnts wird es mehr als 50 Milliarden verbundene Objekte  (link is external) geben, die uns miteinander vernetzt halten sowie mit Herstellern, Handelsmarken, Arbeitgebern und Versicherern, die noch nie da gewesenen Zugang zu zuvor privaten Informationen erhalten könnten. Mehr Vernetzung bedeutet mehr Möglichkeiten zur Nutzung, aber auch zum Mißbrauch von Information, was bedeutet, daß alle mehr Kenntnis darüber benötigten, welche Daten wir wie und mit wem teilen möchten.

Digitale Kompetenzen für Pädagogen in der Erwachsenenbildung

Es ist daher wichtiger denn je, daß Pädagogen in der Erwachsenenbildung ihre eigenen digitalen und pädagogischen Kompetenzen entwickeln. Um den Europäischen Leitfaden für Erwachsenenbildung (link is external)zu unterstützen, arbeitet das Learning and Work Institute mit Partnern in ganz Europa zusammen, um einen kostenlosen Online-Kurs zu entwickeln und anzubieten, welcher die Verwendung von Technologie durch Pädagogen in der Erwachsenenbildung, die mit unterrepräsentierten Lernenden arbeiten, unterstützt. Using Technology with Under-Represented Adults wurde am 23. Februar 2017 eingeführt, läuft auf der AE Pro-Plattform und wird die technischen und pädagogischen Kompetenzen von Pädagogen entwickeln. Wir laden Pädagogen in der Erwachsenenbildung aus ganz Europa ein an diesem Kurs teilzunehmen und zu diesem beizutragen.

Für mehr Informationen kontaktieren Sie Susan Easton, Leiterin für Digitales Lernen und Kompetenzen am Learning and Work Institute.

Autorin:

Susan Easton is the Head of Digital Learning and Skills for the Learning and Work Institute, leading policy and practice on digital learning and skills. She has led various national research and development programmes, including portals for adult learning and offender learning, support for e-learning, digital inclusion and digital literacy, online training and assessment, digital capability and blended learning programmes. 

Susan worked for over 20 years in the school, further, youth, higher and adult education sectors. This was followed by 13 years’ experience in national organisations, where she developed Scotland’s strategy for the use of learning technologies in adult and community learning.

Quelle:

Easton, S. (2017). Digitale Kompetenzen für Lernende und Lehrende. IN  EPALE  Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0)


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