Forschung quergelesen

Wie mit Hilfe von Blogs das Lernen in einem Kurs verbessert werden kann

Grafik mit Buchstapel und Lupe

Blogs sind ein verbreitetes und beliebtes digitales Werkzeug, zum Beispiel um Ergebnisse in einem Kurs gemeinsam zu erarbeiten oder das Erlernen von Schriftsprache um eine kreative Methode zu erweitern. Inzwischen gibt es eine Reihe von Studien, die sich mit dem Einsatz von Blogs in Lehr- und Lernszenarien auseinandersetzen. Doch verbessern Blogs das Lernen von Erwachsenen tatsächlich? Zu dieser Frage haben wir eine interessante Studie für sie herausgegriffen und zusammengefasst.

Ursprünglich kamen Blogs als internetgestützte Tagebücher zum Einsatz. Durch die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten wurden sie als Werkzeug dann auch für das Lernen immer beliebter: Zur gemeinsamen Erarbeitung von Ergebnissen, als Kommunikationsmittel für Kurse oder als Dokumentationswerkzeug. Mit den Möglichkeiten, darin veröffentlichte Texte mit Medien anzureichern, können Lehrende dabei verschiedenen Modalitäten für die (V-)Erarbeitung von Kursinhalten ansprechen. Laurie Sharp nutzt Blogs gleichzeitig als Werkzeug für einen Kurs und als Gegenstand ihrer Forschung zur Frage: Wie können Blogs das Lernen von Erwachsenen verbessern? 

Warum sind die Ergebnisse für die Praxis der Erwachsenenbildung relevant? 

Die Autorin setzte Blogs als Werkzeug für die digital gestützte Kleingruppenarbeit ein. Jede Kleingruppe bekam ein eigenes Blog, jede/r Teilnehmer/in ein eigenes Benutzerkonto. Im jeweiligen Blog enthalten waren jeweils eine klare Handlungsanleitung zur Erstellung von Texten, zur Bewertung von Beiträgen der anderen Teilnehmer/innen sowie für die entsprechende Nutzung der Kommentarfunktion.

Für alle Lehrenden, die Blogs in ihren Kursen einsetzen wollen, gibt Sharp einige Tipps: So sollten Lehrende verschiedene Anbieter für ihre Zwecke prüfen und sich mit der Funktionalität beim Anbieter ihrer Wahl eng vertraut machen. Didaktisch sollten die Lernziele klar formuliert sein, ebenso die Kriterien, nach denen die Ergebnisse der Teilnehmenden bewertet werden. Besonders wichtig ist es laut Sharp außerdem, sich ein genaues Bild von der vorhandenen Medienkompetenz der Teilnehmenden zu machen. Und schließlich sollten die Lehrenden eine leicht verständliche Anleitung erstellen und möglichst gut auffindbar bzw. sichtbar den Lernenden zur Verfügung stellen.

Die Ergebnisse der Studie unterstreichen insgesamt wie wichtig es ist, sich als Erwachsenenbildner/in in die Teilnehmenden hineinzuversetzen, um bei der Auswahl und dem Einsatz digitaler Werkzeuge hohen Nutzen für das Lernen mit möglichst einfacher Bedienbarkeit zu verbinden. Die fehlende Vertrautheit mit einem digitalen Werkzeug schreckt die Lernenden bei entsprechender Unterstützung weniger ab. Daher ist die Unterstützung in die didaktische Planung einzubeziehen. In der Studie entwickelte die Mehrheit der befragten Erwachsenen eine aufgeschlossene Haltung gegenüber der Nutzung von Blogs als Arbeitsmittel im Kurs („[Blogs] sind nicht so schwierig, wie ich dachte!“, Sharp, S. 199, Übersetzung JK). Die Ergebnisse zeigen weiterhin, dass es sich in der Praxis lohnt, den Sprung zu wagen und Blogs zum Einsatz zu bringen: Lernende erlernen dadurch nicht nur den technischen Umgang mit Blogs, sondern lernen sie auch als Lernwerkzeug zu schätzen. Gleichzeitig zeigen die Ergebnisse auch, dass gruppendynamische Aspekte wie etwa Unsicherheit von Lernenden in Bezug darauf, wie der eigene Beitrag im Lernprozess von den anderen aufgenommen wird, auch im digitalen Raum erhalten bleiben. Es bleibt also auch im digitalen Raum die Aufgabe von Kursleiterinnen, solche Affekte zu adressieren und für ein vertrauensvolles Klima zu sorgen.

Worum geht es in dieser Studie?

Der Autorin ging es darum, herauszufinden, welche Einstellungen die Teilnehmenden bezüglich der Nutzung von Blogs als Lerninstrument haben. Die Teilnehmenden wurden jeweils bevor und nachdem sie mit einem Blog gearbeitet hatten befragt. Hierfür kam ein Fragebogen mit teils geschlossenen, teils offenen Fragen zum Einsatz, in dem die Teilnehmenden ihre Wahrnehmung in eigenen Worten schildern konnten. In der Studie wurden insgesamt 46 Teilnehmende  eines Kurses zum Thema Bildungsforschung im Rahmen eines weiterbildenden Studiengangs an einer amerikanischen Hochschule untersucht.

Was fand diese Studie heraus?

Nachdem die Teilnehmenden des Studiengangs Blogs ausprobiert hatten, nahmen sie das Medium als nützlicher und leichter zu bedienen wahr als vorher. Dieser Effekt war eindeutig und stark ausgeprägt. Viele der Teilnehmenden machten sich Gedanken, wie ihre Blogbeiträge von anderen aufgenommen werden würden. Dabei stand vor allem die Sorge im Mittelpunkt, dass die anderen die selbstverfassten Texte falsch interpretieren könnten. Obwohl die meisten keine Erfahrung mit Blogs hatten, waren die Vorbehalte in Bezug auf die Bedienbarkeit gering. Auf der anderen Seite schätzten die Teilnehmenden die Allverfügbarkeit des Blogs über das Internet und die Möglichkeiten der Technologie zur Zusammenarbeit und zum gemeinsamen Lernen im Kurs. Durch das Lesen von Beiträgen anderer lernten sie neue Sichtweisen kennen und erhielten Ideen und Anregungen für eigene Texte. Durch den gemeinsamen Erfahrungsaustausch aus der jeweils eigenen Berufspraxis fühlten sich die Teilnehmenden wertgeschätzt.

Wie schätzen wir die Studie ein?

Ein Problem der Studie ist die Auswahl der teilnehmenden Personen: Es handelt sich ausschließlich um eine Auswahl von Teilnehmenden eines einzigen weiterbildenden Studiengangs, was die Stichprobe mehr oder weniger verzerrt. Dadurch ist die Verallgemeinerung der Ergebnisse auf die Gesamtheit lernender Erwachsender nicht möglich. Wie in jeder Studie, die eine Selbsteinschätzung zu verschiedenen Fragen verlangt, können die Antworten verfälscht werden, weil die Teilnehmenden die Antwortmöglichkeit wählen, von der sie glauben, dass sie der Antwort der anderen oder dem Wunsch des Forschenden entspricht.  

Wo finde ich den Originaltext zum Nachlesen?

Der Original-Beitrag stammt von Laurie Sharp, Professorin für Alphabetisierung an der Texas A&M Universität. Er wurde im Journal of Adolescent & Adult Literacy veröffentlicht und ist leider nur gegen Bezahlung bei der Online-Bibliothek des Whiley-Verlags zu beziehen. Die vollständige Literaturangabe lautet wie folgt:

Sharp, Laurie A. (2017): Enhancing Digital Literacy and Learning among Adults with Blogs. In: Journal of Adolescent & Adult Literacy 61 (2), 191-202 (12 Seiten). DOI: 10.1002/jaal.675   

Alternativ können Sie die Autorin über das Forscher/innen-Netzwerk researchgate.net kontaktieren und den Artikel anfordern (kostenlose Registrierung erforderlich). 

 

CC-BY-SA 3.0 DE by Jan Koschorreck für wb-web (30.10.2019), letztmalig geprüft am 07.03.2024
 


Das könnte Sie auch interessieren

Folge 3: Blogs für Lehrende

verschiedene Werkzeuge auf einem Tisch

Wenn es um die Vermittlung von Wissen geht, gehören Weblogs zu den ersten Anlaufstellen im Internet. Warum also nicht auch die Ergebnisse eines Seminars im Netz sichtbar machen? Oder das eigene Know-how darstellen? Wie Blogs für die Seminararbeit und zur Selbstpräsentation eingesetzt werden können und wie sie richtig gehandhabt werden, erläutern die folgenden Beiträge.

Zur Folge 3

Gestalten und Veröffentlichen

Garten bei der Bucht in Singapur

Damit alle Lehrenden von OER profitieren, braucht es Menschen, die OER erstellen. Bei der Erstellung von OER treten verschiedene Fragen auf, die in diesem Dossierteil behandelt werden. Dazu stellen wir Ihnen viele nützliche Tools vor, die Ihnen die Erstellung von offenen Bildungsressourcen erleichtern können.

Mehr

Digital  Literacy

Bild Smartphone mit Kopfhörern und Notebook

Anders als bei der Frage "Wer war zuerst da: Henne oder Ei?" ist die Frage in der digitalen Grundbildung einfach zu beantworten. Die Angebotsplanung folgt der technischen und  anwendungsbezogenen Entwicklung. Doch wenn selbst technikaffine Menschen  mehr oder weniger mühsam den neuesten Trends hinterherlaufen, weniger affine sie gar ablehnen, offenbart sich ein Dilemma für die Grundbildung. Niemand weiß, welche Entwicklung  nur eine Eintagsfliege ist oder welche sich dauerhaft etabliert. Wie kann die Entwicklung von Bildungsangeboten zu digitalen Anwendungen zum Beispiel für  Geringqualifizierte, Seniorinnen und Senioren sowie arbeitsmarktferne Menschen und Geringverdienende  mit den vielfältigen Neuerungen und Sicherheitsaspekten Schritt halten? Dabei  sichert heute  die Fähigkeit der kritischen, kundigen und gestalterischen Anwendung von digitalen Medien – neben der Lese-, Schreib- und Rechenkompetenz  –  gesellschaftliche Teilhabe und die Anbindung an den Arbeitsmarkt. Der Erwerb von digitaler Kompetenz kann sowohl eigenständig wie auch  als Querschnittsaufgabe mit dem Erlernen von Lesen, Schreiben und Rechnen einhergehen.

Mehr

Handlungsanleitungen