Lost in Space: Zeit und Raum bei der Kursplanung
 

Folge 2 des Dossiers "Kursplanung" 

Bei der Kursplanung sind aus didaktischer Sicht viele Dinge zu beachten: die Lernziele, die Inhalte, Methoden und Materialien, die Teilnehmenden und die Art der Interaktion. Eher am Rand denken viele über Zeit und Ort der Veranstaltung nach. Für Dozenten und Trainerinnen sind dies oft Punkte, die vorgegeben sind. Dennoch lohnt es sich, darüber nachzudenken, wie sich die zeitlichen und örtlichen Rahmenbedingungen auf die Gesamtkonzeption auswirken. Und Weiterbildner, die neue Angebote planen, sollten nicht erst am Ende überlegen, wie Zeit und Ort die gesamte didaktische Entwicklung beeinflussen. Genau damit beschäftigt sich diese Folge des Dossiers „Kursplanung“.

Makroplanung Zeit

Vor allem bei der Planung von Angeboten, die so noch nicht durchgeführt wurden, lohnt es sich, über mehr nachzudenken als nur darüber, ob der Kurs besser am Mittwoch oder am Donnerstag stattfinden sollte. Bei vielen Kursen oder Workshops sollte bei der Makroplanung etwa berücksichtigt werden, in welcher Jahreszeit die Veranstaltung am besten stattfindet. Auch die Tageszeit sollte überdacht werden. Vorhandene Strukturen setzen der Planung dabei Grenzen, aber Kursinhalte, die hohe Konzentration erfordern, lassen sich eher an einem Wochenende vermitteln, als in der Woche in einem Abendkurs, wenn die Teilnehmenden einen anstrengenden Arbeitstag hinter sich haben.

Stehen die Kursziele und -inhalte fest, muss überlegt werden, in welcher Zeit diese realistisch zu vermitteln sind. Hier muss der Dozent nicht nur überschlagen, wie lange die Teilnehmenden eine bestimmte Aufgabe bearbeiten, sondern auch Zeit für Störungen, Unterbrechungen, Wiederholungen, Vertiefungen, Pausen, Einstieg und Ausstieg sowie Kontrolle einplanen. 

Mikroplanung Zeit

Ist die grobe Zeitplanung fertig gestellt, geht es ins Detail: Für die Konzeption jeder Kurseinheit empfiehlt sich eine Matrix (Link auf CL) für die Dramaturgie. Hier werden Zeit, Themen, Methoden und Materialien aufgeführt. Dabei wird leicht erkennbar, ob die Zeitplanung ausgewogen ist. Für immer wiederkehrende Bestandteile einer Veranstaltung gibt es einige Faustregeln: So sollte der Input von der Trainerin nicht länger als 20 Minuten sein, eine Gruppenarbeit kann zwischen 20 und 60 Minuten dauern, je nach Thema, Aufgabenstellung und Größe der Gruppe. Für die Reflexion in einem Lerntagebuch werden fünf bis zehn Minuten veranschlagt.

Für den Einstieg in einen Kurs müssen 10 bis 20 Prozent der Seminarzeit gerechnet werden. Dazu zählen

  • Begrüßung und die Besprechung von organisatorischen Themen: etwa 15 bis 20 Minuten
  • Kennenlernen und erste Erwartungsabfrage je nach Teilnehmeranzahl: 45 bis 60 Minuten
  • Vorstellung des Themas: 10 bis 15 Minuten
  • Präsentation der Agenda mit Zielen und Inhalten: 15 bis 20 Minuten
  • Vorstellen allgemeiner Verhaltensregeln: etwa 10 Minuten

Fest einplanen muss man folgende Zeit für den Ausstieg am Ende des Kurses:

  • Reflexion und Transferplanung: 20 bis 30 Minuten
  • Feedback und Verabschiedung: 20 bis 30 Minuten

Der Zeitplan eines Dozenten sollte je nach Bedarf auch folgende Punkte enthalten:

  • Versenden von Konzept/Ankündigung
  • zwei bis vier Wochen vor Beginn des Kurses: Abfrage bei der Zielgruppe mit Erwartungsfragebogen
  • vor der Veranstaltung: Veranstaltungsraum besichtigen/(um-)gestalten: zwei bis drei Stunden
  • in der Woche nach der Veranstaltung: Versenden von Material/Arbeitsergebnissen an die Teilnehmerinnen
  • Feedbackbogen und Teilnehmerlisten an Auftraggeber versenden
  • Trainerbericht und Rechnung an Auftraggeber versenden
  • vier bis sechs Wochen nach der Veranstaltung: Versenden des Transferfragebogens

Jeder kann sich vorstellen, dass es angenehmer ist, in einem hellen, gut gelüfteten und für die Gruppe ausreichend großen, aber auch nicht zu weitläufigen Raum zu sein. Doch gerade auf die genannten Faktoren kann der Kursleiter oder die Trainerin kaum Einfluss nehmen. Umso wichtiger ist es, bei der Lernraumgestaltung die Dinge zu berücksichtigen, die verändert werden können. Dazu ist es sinnvoll, vor Seminarbeginn die Räumlichkeiten zu besichtigen, wenn dies möglich ist. Dabei liegt das Augenmerk auf den Fragen:

  • Ist Kleingruppenarbeit möglich?
  • Kann die Sitzordnung verändert werden?
  • Lassen sich Plakate anheften?
  • Welche Medien sind vorhanden?

Wer seinen Veranstaltungsraum nicht kennt, sollte genügend Zeit für nötige innenarchitektonische Arbeiten einplanen. Oft muss der Seminarleiter dann erstmal Tische rücken und Flipcharts und Pinnwände verschieben. Verschiedene Kursangebote verlangen hier natürlich unterschiedliche Sitzordnungen. Festlegungen dazu sind Bestandteil des Kurskonzepts, sollten also bereits vorher geplant werden.

Auch das Aufhängen von Plakaten zum Veranstaltungsthema und die Präsentation des Kursverlaufs als Flipchart können die Raumatmosphäre verbessern. Manche Kurse vertragen vielleicht auch Kerzenlicht oder musikalische Begleitung, hier ist Raum für Kreativität.

Apropo Kreativität: Zum Thema Raum könnten Dozentinnen und Trainer auch mal ganz neue Wege einschlagen und ungewöhnliche Kursorte versuchen. Wenn Sie Erfahrungen oder Ideen haben, teilen Sie sich uns mit: hier unten als Kommentar oder im wb-web-Forum.


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