Sabine Hemsing Blog

Gamification als Motivator für Nachhaltigkeit

Das Bild zeigt fünf bunte Spielfiguren, die jeweils ein aufgemaltes Gesicht und aufgeklebte Haare haben.

Was hat Gamification mit Nachhaltigkeit zu tun?   Auf den ersten Blick erst einmal nichts. Gamification bedeutet: Einsatz von spielerischen Elementen in einem Nicht-Spiel-Kontext. Und dieser Nicht-Spiel-Kontext kann alles Mögliche sein: Einkäufe, Sport und auch Aktivitäten im Bildungsbereich. Beispiele für Gamification sind das Treppenklavier, die Geschwindigkeitslotterie, Fitnessarmbänder oder punktesammelnde Glascontainer

Was steckt hinter Gamification?

Bei Gamification werden alltägliche, zum Teil auch unbeliebte Dinge mit Spielmechanismen versehen, um so diese Tätigkeiten mit mehr Spaß und Motivation zu verbinden. Ziel von Gamification ist es, ein Spielerlebnis zu schaffen und möglichst neue kognitive, emotionale oder soziale Nutzungserfahrungen zu schaffen. Gamification ist jedoch kein Vollspiel.

Was bewegt uns zu spielen? Das Octalysis Framework von Yu-kai Chou

Will man gute Gamification Ansätze entwickeln, sollte man sich zunächst die Spielmotive genauer anschauen. Nur so kann man passende Game-Mechanismen auswählen und Gamification zu einem wirklichen Spielerlebnis führen. Hier hilft das Octalysis Framework weiter. Es bezieht sich auf acht verschiedene Spielmotive, die mit vielfältigen Spiel-Elementen kombiniert werden können.

1. Epic Meaning, etwas Bedeutendes tun

Geben Sie den Spielenden das Gefühl etwas Bedeutendes zu tun oder etwas Besonderes zu sein. Der Spieler kann z. B. den Auftrag erhalten eine innovative Energie-Quelle zu finden oder die Welt zu retten. Umgesetzt wird dieser Aspekt meist durch eine entsprechende Story. 

2. Sich weiterentwickeln, Herausforderungen meistern

Spieler und Spielerinnen wollen aktiv werden, etwas Sinnvolles tun und vorankommen.

Zum Thema Nachhaltigkeit könnte man beispielsweise eine Challenge starten: 10 Tage ohne Plastikmüll. Ein Familienmitglied soll dabei als Schiedsrichter fungieren und entscheiden ob die Challenge erfolgreich war. Oder man bildet Tandems, die sich gegenseitig kontrollieren. Diesem Spielmotiv folgen auch  „Moral games“.

3. Kreativ sein, spontan agieren

Das Spiel erfordert von den Spielenden kreative Handlungen oder spontane Reaktionen auf Änderungen der Situation. Gleichzeitig übernehmen die Spielenden dabei auch die Verantwortung für ihr Handeln. Das Spiel reagiert auf diese Aktionen  und die Spielenden erhalten ein passendes Feedback. 

4. Etwas besitzen wollen

Dieses Spielmotiv wird häufig in Computerspielen eingesetzt. Man sammelt virtuelle Güter oder stattet seinen Avatar mit diversem Zubehör aus. Dieses Spielmotiv kann auch als Belohnung eingesetzt werden. Der Spieler möchte unbedingt etwas Bestimmtes erhalten und führt deshalb im Spiel definierte Spielhandlungen durch. Zum Thema Nachhaltigkeit könnte man z. B. möglichst viel  Müll sammeln um daraus neue Produkte zu fertigen (Upcycling).

5. Soziale Kontakte

Hier geht es um Zusammenarbeit, gegenseitige Hilfe, aber auch um Vergleiche oder soziale Kontrolle. Die soziale Komponente kann sich dementsprechend  in kooperativen Games oder in Wettbewerben, insbesondere bei Gruppenwettbewerben zeigen.

6. Streben nach schwer Erreichbaren Dingen

In Games sind Dinge, die besonders schwer zu bekommen sind, besonders attraktiv für die SpielerInnen. Dabei kann es sich um knappe Ressourcen oder Dinge, die nur temporär oder nur für bestimmte Personengruppen zur Verfügung stehen, handeln. Beispielsweise müssen mehrere Quests kombiniert werden, um einen Schlüssel zu finden oder im ganzen Spiel gibt es nur eine noch eine funktionierende Energiequelle, die es zu finden oder in Gang zu bringen gilt.

7. Überraschung, Neugierde, Abenteuerlust

Spiele und Gamification sollten so konzipiert werden, dass sie die Neugier der Spielenden wecken. Was verbirgt sich hinter dieser Tür? Was bedeuten die Geräusche? Auch unbekannte Welten oder Zukunftsszenarien passen zu diesem Spielmotiv.

8. Negative Konsequenzen vermeiden

Zu den negativen Ereignissen können z. B. Punktabzug, negative Spielfelder oder der virtuelle Tod gehören. In einem Game zum Thema Nachhaltigkeit könnte es z. B. darum gehen, mit begrenzten Ressourcen möglichst lange im Spiel am Leben zu bleiben.

Jetzt sind Sie dran

Wählen Sie Spielmotive aus, die Ihre Zielgruppe ansprechen und die für Sie wichtig sind. Leiten Sie daraus passenden Game-Dynamiken und -Mechaniken ab. Sie müssen gerade bei Gamification nicht alle Spielmotive in Ihrem Game abbilden. Aber je mehr Spielmotive Sie ansprechen, desto breiter ist die Zielgruppe, die Sie erreichen können. Was sind Ihre Spielmotive?


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