Globales Lernen und Erwachsenenbildung 

Für Berufstätige und Erwerbslose, für Bildungsurlauber/innen und Senior/innen, für Studierende und Menschen in Elternzeit sowie für viele Weitere – Globales Lernen ist etwas für alle Erwachsenen. Wie es in der Praxis umsetzbar ist, war Gegenstand der Fachtagung „Globales Lernen in der Erwachsenenbildung“.

Wie gelingt es, Erwachsene für globale Themen zu begeistern?

Wenn Menschen sich entscheiden, mit aktuellen Herausforderungen wie der Klimakrise, dem Artensterben oder ausbeuterischen Produktionsbedingungen auseinanderzusetzen und selber aktiv zu werden, werden sie zu Gestalter/innen des Globalen Wandels. „Eine wichtige Erkenntnis ist dabei: Was an unseren Alltag anknüpft und unser Leben bereichert, kann leichter gelernt werden“ so die Veranstalter/innen der Fachtagung „Globales Lernen in der Erwachsenenbildung – Mehr als Vortrag und Podiumsdiskussion“[1]  .

(Weiter-)Bildungsangebote des Globalen Lernens setzen am Alltagsleben erwachsener Menschen an und unterstützen dabei, komplexe Sachverhalte wie die Erderwärmung oder globale Handelsbeziehungen – und vor allem die eigene Rolle darin – zu verstehen. Wenn die eigene Verflechtung im Weltgeschehen verstanden wird, können globale Herausforderungen (neu) angenommen werden. Denn es werden auch die eigenen Möglichkeiten und Spielräume klarer. Das wirkt stärkend und fördert das eigene Handeln sowie Ideen – für ein gutes Leben für alle Menschen. 

Das Bild zeigt mehrere Personen, die in einem Stuhlkreis sitzen. In der Mitte kniet eine Person und schreibt mit einem Stift auf ein großes weißes Plakat, das auf dem Boden liegt.

Barcamp-Session bei der Fachtagung  "Erwachsenenbildung und Globales Lernen"

Die Veranstalter/innen der Fachtagung „Globales Lernen in der Erwachsenenbildung“ – das internationale Institut des deutschen Volkshochschul-Verbandes (DVV International), die Arbeitsgemeinschaft der Eine Welt-Landesnetzwerke (agl), das Entwicklungspolitische Landesnetzwerk Rheinland-Pfalz (ELAN) und die Referent/innen aus Volkshochschulen (vhs) und Nichtregierungsorganisationen (NRO) zeigten, wie Menschen mit ganz unterschiedlichen Interessen und Leidenschaften für die Themen globale Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit interessiert und motiviert werden können.

Welche Formate eignen sich, um Nachhaltigkeit zum Thema zu machen?

Für Volkshochschulen, als eine der größten Akteur/innen der Erwachsenenbildung, sind Nachhaltigkeitsthemen keineswegs neue Bildungsinhalte. Bereits seit 1973 fördert der DVV International Veranstaltungen und Kurse an Volkshochschulen zu Themen wie Globalisierung, Klimawandel, Menschenrechte, Weltwirtschaft und Fairen Handel (https://www.dvv-international.de/globales-lernen/). Aber auch unabhängig von dieser Unterstützung, integrieren viele Volkshochschulen Nachhaltigkeitsthemen seit Jahrzehnten in ihre Bildungsangebote. Beispielsweise besuchten Teilnehmer/innen der vhs Erfurt, im Rahmen einer Exkursion, Landwirtschaftsbetriebe in ihrer Region. Dort erfuhren sie mehr über die Zusammenhänge und Auswirkungen globaler Agrarindustrie und lernten alternative Modelle für eine nachhaltige regionale Landwirtschaft kennen. Bei einem Bildungsurlaub der vhs Köln setzten sich die Teilnehmer/innen intensiv mit dem Thema Menschenrechte auseinander und produzierten einen eigenen Podcast für den Bürger/innen-Funk. 

Parallel gibt es von Flensburg über Greifswald, Halle und Dresden bis Saarbrücken oder Passau zivilgesellschaftliche NRO, die sich für ökologische, soziale, wirtschaftliche und politische Gerechtigkeit engagieren und (meist kostenlose) Bildungsangebote bereithalten, so beispielsweise der innovative Ansatz des Casual Learnings von finep. Casual Learning bedeutet, ausgewählte Zielgruppen mit besonderen Formaten, an ungewöhnlichen Orten für nachhaltiges Handeln zu sensibilisieren. Ein Nähkurs, der die Produktionskette und Arbeitsbedingungen von Menschen in der Textilindustrie thematisiert und dabei Möglichkeiten des nachhaltigen Konsums aufzeigt, ist ein gutes Beispiel hierfür – und passt auch hervorragend in den Angebotskatalog einer Einrichtung für Erwachsenenbildung. 

Wer könnte Partner/in für Globales Lernen in der Erwachsenenbildung werden? 

Eine besondere Erkenntnis der Fachtagung war, dass die Kooperationen von Volkshochschulen (sowie anderen Weiterbildungseinrichtungen) und NRO ein großes Potenzial haben. Denn NRO sind Expert/innen für Nachhaltigkeitsthemen [2]  und haben ein großes Spektrum an ganzheitlichen, partizipativen Methoden und Bildungsformaten [3]  zu bieten – die allerdings bisher vor allem an Kinder, Jugendliche und Pädagog/innen/Multiplikator/innen gerichtet sind. Einrichtungen der Erwachsenenbildung erreichen eine Vielzahl von Menschen, die bisher nur wenige oder keine Berührung mit globalen Themen hatten. Die gemeinsame Aufgabe besteht also darin, sich auf kommunaler, Landes- und Bundesebene zu vernetzen und gemeinsam adressat/innengerechte Bildungsformate zu entwickeln. Bundesweit gibt es mehrere tausende NRO, die wiederum in jedem Bundesland durch einen Landesverband – einem Eine Welt-Landesnetzwerk - vertreten werden. Die Eine Welt-Landesnetzwerke sind kompetente Ansprechpartner/innen auf der Landesebene. Auf der Bundesebene vertritt die agl  die 16 Eine Welt-Landesnetzwerke als Dachverband und ist Ansprechpartner/in, z.B. für Kooperationen, und Träger/in  [4] des Eine Welt-Promotor/innen-Programm  - hierüber können NRO-Expert/innen zu Nachhaltigkeitsthemen vor Ort nach Themen gesucht und gefunden werden.

Fazit der Fachtagung „Globales Lernen in der Erwachsenenbildung“: Wenn es durch Globales Lernen gelingt, die eigene Region ein Stück weit mehr durch die „Nachhaltigkeitsbrille“ zu sehen, sich zu vernetzen und die Welt mitzugestalten, ist das Potential der Kooperation von vhs und NRO entfaltet. Die mit der Erwachsenenbildung verbundene multiplikatorische Wirkung – für das Berufsumfeld, das soziale Netzwerk oder das private Engagement – bietet eine große Chance, nachhaltiges Handeln in den Alltag aller Generationen, an Enkel, Familien, Freund/innen und Kolleg/innen, zu übertragen. Packen wir es gemeinsam an!


[1]   Die Fachtagung „Globales Lernen in der Erwachsenenbildung – Mehr als Vortrag und Podiumsdiskussion“ fand im November 2019 in Mainz statt. Sie entstand in Kooperation des Instituts für Internationale Zusammenarbeit des Deutschen Volkshochschul-Verbandes (DVV International), der Arbeitsgemeinschaft der Eine Welt-Landesnetzwerke in Deutschland (agl) sowie des Entwicklungspolitischen Landesnetzwerk Rheinland-Pfalz (ELAN).

[2]   Weltwirtschaft und Fairer Handel, Flucht und Migration, Partizipation und Kinderrechte, Klimawandel, Postwachstum und Ressourcengerechtigkeit, Anti-Rassismus etc.

[3]   Workshops, Projekttage, Fortbildungen, Stadtführungen, Schulentwicklungsprozesse, Information und Beratung, Volkshochschulkurse, Uni-Seminare, Trainings, Fachgespräche, Podiumsdiskussionen, Tagungen & Kongresse

[4]   Das Eine Welt-Promotor/innen-Programm wird getragen von der Arbeitsgemeinschaft der Eine Welt-Landesnetzwerke und der Stiftung Nord-Nord-Süd-Brücken.