Handlungsanleitung

Mit Geld und Schulden umgehen lernen

Das private und soziale Umfeld wirkt in das Lernen und Lehren hinein, vor allem, wenn Probleme drücken. Klar ist, nicht alle Probleme können vor dem Antritt einer Weiterbildung geklärt werden. Für viele Klärungsprozesse braucht es zudem Vertrauen und Zeit. Insbesondere das Thema Schulden drückt viele erwachsene Lernende so sehr, dass ein Abbruch der Weiterbildung droht. Darum ist es wichtig, dieses Thema in der Weiterbildung oder der Beratung mitzudenken. Die Lernenden können dadurch Handlungskompetenzen erwerben, die für ihr aktuelles Leben genauso relevant sind wie für ihre Berufs- und Arbeitstätigkeit. Wie sich das Thema in die Weiterbildung integrieren lässt, wird im Folgenden aufgezeigt.

Im Vorfeld der Weiterbildung ist die Verschuldung bereits ein Thema für die Beratung. Hierbei soll vermieden werden, dass aufgrund einer persönlichen Schuldenproblematik eine Entscheidung gegen die Weiterbildung getroffen wird. Das Thema bleibt aber auch im Verlauf der Bildungsmaßnahme bestehen, sei es als akute Problemstellung einer vorhandenen Überschuldung oder als Prävention zur Vermeidung einer Verschuldung. Gerade bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen hat das Thema in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Deshalb gibt es eine Reihe von Unterrichtskonzepten – etwa des Präventionsnetzwerks Finanzhilfe - für diese Zielgruppe. Sie können in abgewandelter Form auch für erwachsene Lernende verwendet werden. 

Neutraler Einstieg über Fallbeispiele

Es hat sich bewährt, beim Thema Schulden nicht direkt die Situation der Teilnehmenden zu thematisieren. Das wirkt oftmals konfrontativ und führt zu Abschottung statt Öffnung. Wählen Sie besser einen allgemeinen, neutralen Einstieg – etwa über ein Fallbeispiel. Zum Thema Verschuldung lassen sich schnell Berichte finden, die darauf hinweisen, dass Handy u. Co. und Einkäufe im Internet zu regelrechten Schuldenfallen werden. Diese Beispiele lassen sich schnell auf die Situation der Kursteilnehmenden übertragen. Ein Beispiel: 

  • Kostenfalle Internet-Flatrate: LKW-Fahrer soll 46.800 € zahlen.
    Ein LKW-Fahrer hat mit seiner deutschen Handy-Flatrate in Frankreich 13 Stunden lang Daten heruntergeladen und musste dafür den extrem hohen Auslandstarif von 60€ pro Minute zahlen. Insgesamt fielen für ihn Kosten in Höhe von 46.800€ an.

Im Gespräch mit der Gruppe kann dann herausgearbeitet werden, wie teuer so eine Flatrate ist, welche Probleme bei der Nutzung im Ausland bestehen und wie hoch die Gebühren sein können. Ähnliche Erfahrungen der Teilnehmenden können entlang des Fallbeispiels aufgearbeitet werden. Es soll dabei deutlich werden, dass der Abschluss eines Handyvertrages risikoreich sein kann und dass es wichtig ist, sich die Vertragsbedingungen genau erklären zu lassen. (vgl. pro Arbeit e. V. Lübeck, in: Materialordner Prävention in der Schuldnerberatung, M03 – B02 Kostenexplosion bei „Flatrate“). Ausgehend vom Fall lässt sich dann sehr gut ein fließender Einstieg in das Thema Finanzkompetenz bewerkstelligen.

Thema Schuldenprävention

Für die intensivere Bearbeitung des Themas bietet das Präventionsnetzwerk Finanzkompetenz verschiedene Vorschläge: In einem Warentest für Handys werden zunächst Nutzungskriterien für den eigenen Gebrauch bzw. für den Gebrauch durch Kinder oder Jugendliche erarbeitet. In der Testphase werden dann von den Teilnehmenden des Kurses verschiedene Handys daraufhin überprüft.

Der Test kann mit Hilfe von Ergebnissen der Stiftung Warentest erweitert bzw. verkürzt werden.  Die Unterrichtsreihe kann mit dem Thema Handy-Risiken abgeschlossen werden. Zu den einzelnen Risiken werden Lösungsvorschläge erarbeitet. Für die weitere Bearbeitung des Themas empfiehlt es sich, das Thema Budgetplanung bzw. Haushaltsbuch vertiefend zu bearbeiten. Den Einstieg kann eine Ideensammlung zum Thema „Wie kann ich Geld einsparen, um am Ende des Monats schwarze Zahlen zu schreiben?“ bilden:

Die Erarbeitung eines Haushaltsplanes an vorgegebenen fiktiven Beispielen führt die Lernenden an eine kritische Reflexion von Ausgaben und Einnahmen heran – als Vorstufe, das eigene Haushaltsbuch einzuführen und kritisch zu.

Eine weitere Vertiefung des Themas kann durch die Bausteine Bankgeschäfte und Kreditwesen sowie Versicherungen. Entlang dieser Bausteine werden verschiedene Kreditarten, unterschiedliche Finanzierungsarten, Bürgschaften und Umschulungen thematisiert. Damit kann zusammen mit den Lernenden eine allgemeine Wissensgrundlage zum Thema Finanzkompetenz erarbeitet werden, die eine Basis zur Verbesserung der eigenen Situation bildet.

Pro und Contra

Weil die finanzielle Situation von Geringqualifizierten oft prekär ist, hat das Thema eine hohe Relevanz für die Zielgruppe. Der neutrale Einstieg über ein Fallbeispiel trägt dazu bei, dass die Teilnehmenden breit sind, mit am Thema zu arbeiten und für sich selbst und ihre Familien konkrete Handlungsalternativen zu entwickeln. Es muss allerdings für alle Beteiligten unmissverständlich klar sein, dass die Lernenden selbst entscheiden, welche Informationen sie über ihre private finanzielle Lage preisgeben, insbesondere, wenn das Thema in der Gruppe behandelt wird. Sie werden es als Kursleitende merken, wenn der eine oder die andere Teilnehmende zurückhaltend wird. Dann ist es angesagt, das Thema in einem persönlichen Beratungsgespräch weiter zu vertiefen.

Wenn Sie mit Gruppen arbeiten, in denen einzelne Teilnehmende sich bereits in der privaten Insolvenz befinden, oder Lohnpfändungen unterliegen, dann kann es sein, dass sie mit dieser Thematik auf Widerstand stoßen. Gerade weil sowohl Insolvenz als auch Lohnpfändung als manifester Ausweis eigenen Scheiterns gilt, über den niemand gerne spricht. Dann ist es angebracht, das Thema bzw. das Problem in Einzelgesprächen zu behandeln. 

CC BY SA 3.0 DE by Christoph Eckhardt für wb-web


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