Erfahrungsbericht

Zwischen Grundbildung und Fachkräftemangel

Cäcilia Märki vom Schweizerischen Verband für Weiterbildung (SVEB) berichtet über den Umgang mit der Gruppe der sogenannten Geringqualifizierten in der Schweiz.

In der Schweiz prägen derzeit zwei wesentliche Stränge die Debatte um Geringqualifizierte:

  • einerseits die Förderung der Grundkompetenzen - mündliche und schriftliche Ausdrucksfähigkeit in einer Landessprache, Grundkenntnisse der Mathematik, Anwendung von Informations- und Kommunikationstechnologien (definiert im Schweizerischen Weiterbildungsgesetz)
  • andererseits das Nachholen des Berufsabschlusses für Erwachsene vor allem im Kontext der politischen Debatten um den Fachkräftemangel.

In den offiziellen Berichten wird von Nachholbildung oder Berufsabschluss für Erwachsene gesprochen, der Begriff Geringqualifizierte wird nicht verwendet. Er ist aber im Sprachgebrauch in Sitzungen und auch in Konzepten fest verankert.

Personen mit Förderbedarf in den Grundkompetenzen und formal Geringqualifizierte werden häufig in einem Atemzug genannt. Damit wird implizit angenommen, dass Personen ohne Berufsabschluss über geringe Grundkompetenzen verfügen. Eine erläuternde Differenzierung erfolgt in den Konzepten durch entsprechende Prozentangaben auf der Grundlage der vorhandenen Statistiken.

Blickt man auf die besonderen Merkmale der Geringqualifizierten bei der Ausschreibung von Bildungsmaßnahmen bzw. von Kursen im Bereich der Förderung von Grundkompetenzen, dann beziehen sich diese immer häufiger nicht auf Defizite, sondern auf die Beschreibung alltäglicher Situationen, die durch die Teilnahme an einer Bildungsmaßnahme besser bewältigt werden können, wie z.B. bei der Maßnahme „Den Papierkram im Griff“.

Auch die arbeitsplatzorientierte Förderung der Grundkompetenzen mit dem GO Modell erfolgt auf der Grundlage der konkreten Anforderungen an Arbeitsplätzen im Bereich der Grundkompetenzen und dem Bedarf der Mitarbeitenden zur Bewältigung dieser Anforderungen. Ob ein Berufsabschluss vorhanden ist oder nicht, ist nachrangig. Damit eignet sich das GO Modell besonders als Einstieg in den Berufsabschluss für Erwachsene auf betrieblicher Ebene. Mit der verstärkten Förderung des Berufsabschlusses für Erwachsene – wie etwa aufbauend auf dem Go-Modell – sollen Personen ohne formalen Berufsabschluss erreicht und zum Nachholen desselben motiviert werden.

 CC BY-SA 3.0 by Cäcilia Märki für wb-web


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