Handlungsanleitung

Das eigene Seminar evaluieren

Persönliches Feedback oder standardisierte Fragebögen?

Wer einen Workshop oder ein Seminar durchführt, sollte daran interessiert sein, wie die Teilnehmenden das Angebot bewerten. Dies erfolgt in der Regel über mündliches Feedback nach dem Seminar oder durch standardisierte Evaluationsbögen. Diverse Volkshochschulen nutzen diese Bögen (Ankreuzbögen) mittlerweile. Welche Fragen sind in derartigen Bögen sinnvoll?

Es gibt zur Überprüfung der Wirksamkeit von Weiterbildungsangeboten wissenschaftliche Modelle, z.B. das Vier-Ebenen-Modell von Kirkpatrick. Es zielt auf die Überprüfung von Wirksamkeit entlang der vier Ebenen Reaktion, Lernen, Verhalten und Resultate. In der Weiterbildungsszene der Volkshochschulen wäre dieses Modell wahrscheinlich zu ambitioniert.

Viele Volkshochschulen geben ihren Dozentinnen und Dozenten begleitend zu den Seminarunterlagen unterschiedlich akzentuierte Evaluationsbögen an die Hand. Diese werden in der Regel nach dem Workshop/Seminar an die Teilnehmenden verteilt. Manche Volkshochschulen sind schon ein Stück weiter im digitalen Zeitalter angekommen und bieten die Evaluation online an. Teilnehmende bekommen einen Login für eine Website und sollen Fragen auf einer Skala (1–10) bewerten.

Fragen und Einschätzungen, die mithilfe dieser Skalen beantwortet und abgegeben werden, sind beispielsweise diese:

  • Bewerten Sie die Qualität der gezeigten Lerninhalte nach der Vielfalt der Ausstattungsoptionen (gemeint ist der Medieneinsatz, z.B. Nutzung von Tafel oder Flipchart, ggf. PowerPoint oder diverse Mittel aus einem Moderationskoffer).
  • Waren die eingesetzten Medien dem Thema angemessen?
  • Der Dozent/die Dozentin hat zur kritischen Auseinandersetzung mit dem Thema angeregt.
  • Ich konnte meine Lernziele verfolgen und erreichen.
  • Der Dozent/die Dozentin konnte Inhalte verständlich darstellen.
  • Praxisanteile und Theorie waren anteilsmäßig abgestimmt.
  • Der Dozent/die Dozentin gab Feedback.
  • Dem Dozenten/der Dozentin ist es gelungen, die Veranstaltung abwechslungsreich zu gestalten.
  • Der Dozent/die Dozentin ist fachlich kompetent.
  • Der Dozent/die Dozentin ist wertschätzend in der Kommunikation.
  • Ich würde bei dem Dozenten/der Dozentin eine weitere Veranstaltung buchen.
  • Die Räume waren für die Teilnehmeranzahl angemessen.

Diese standardisierten Fragestellungen können aber ein persönliches Feedback nach der Veranstaltung nicht vollständig ersetzen. Mit einem Feedback vor Ort ergibt sich die Möglichkeit, einzelne Aspekte einer Weiterbildungsveranstaltung differenziert zu bewerten, beispielsweise die Art, wie der Dozent mit gruppendynamischen Effekten in einem Seminar umgegangen ist (z.B. Umgang mit schwierigen Teilnehmern) oder ob die getroffene Pausenregelung in Ordnung war. Persönliche Feedbacks ermöglichen es den Dozentinnen und Dozenten außerdem zu erfahren, ob die Lerninhalte auch aktiv angewendet werden können. Viele Fragen von Seminarteilnehmerinnen und Seminarteilnehmern gehen in diese Richtung, z.B.: „Und was mache ich morgen als Erstes?“ oder: „Ich komme morgen an meinen Arbeitsplatz zurück und dann schaffe ich es wahrscheinlich nicht, die ganzen Eindrücke zu sortieren und in die Umsetzung zu gehen.“ Oder: „Was soll ich machen, wenn ich für meine neuen Ideen andere Leute brauche, aber diese nicht sofort finde?“ Diese und ähnliche Fragen werden in standardisierten Evaluationsbögen selten gestellt. Sie können auch im Ankreuzverfahren nicht ausreichend gelöst werden.

Fazit

Das Feedback vor Ort offenbart, ob die allgemeine Stimmung in der Eigen- und Fremdwahrnehmung Unterschiede aufweist. Sieht die Dozentin/der Dozent den Ablauf des Seminars wirklich genauso wie die Teilnehmenden? Dieses Stimmungsbild vermittelt ein Evaluationsbogen nur am Rande. Trotzdem sind standardisierte Bögen enorm wichtig, um Veranstaltungen als Ganzes zu beurteilen und die Dozenten vor allem über mehrere Veranstaltungen hinweg fair im Blick zu behalten. Der Umgang mit Feedback stellt heute sowohl für Teilnehmende einer Fortbildungsveranstaltung als auch für die Dozenten eine Kernkompetenz dar. Nur wer um seine Schwächen weiß, kann seine Lehre verbessern.

 

CC BY-SA 3.0 DE by Axel Bürger für wb-web in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Gütersloh.


Quellen

Kirkpatrick, D. L. (1998). Evaluating Training Programs - The Four Levels (2 Aufl.). San Francisco: Jossey-Bass.


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