Handlungsanleitung

Reframing und Inhaltsreframing

Reframing oder deutsch Umdeutung ist eine Technik aus der Systemischen Familientherapie, die von Virginia Satir und Milton H. Erickson entwickelt wurde. Beim Reframing wird eine Situation umgedeutet, indem sie in einem anderen Rahmen gesehen wird. Inhaltsreframing ist eine effektive Methode, um die Kommunikation im Kurs zu verbessern. Insbesondere bei Konflikten ist es für Kursleitende hilfreich, wenn sie auf diese Technik zurückgreifen können. 

Vor einem Kritikgespräch        mit Teilnehmenden sollte man sich mit der Technik des Inhaltsreframing vertraut machen. Wer sich bestätigt fühlt, dem fällt es leichter, sich flexibel zu verhalten. Wer sich unter Druck gesetzt fühlt, verfügt dagegen nur über eingeschränkte Verhaltensmöglichkeiten. Das Inhaltsreframing ist ein hilfreiches Muster, die Ressourcen von Teilnehmenden zu würdigen (Bandler, R., Grinder, J. (2000): Reframing. Ein ökologischer Ansatz in der Psychotherapie. 7. Aufl. Paderborn).

Beim Reframing werden Sachverhalte aus einer neuen Perspektive wahrgenommen. Dies kann dazu führen, dass die betrachtete Situation oder der Sachverhalt durch den neuen Betrachtungsrahmen eine neue Bedeutung oder Bewertung erhält. Hierbei kann es das Ziel sein, die Aufmerksamkeit nicht auf Schwierigkeiten, sondern auf Lösungsmöglichkeiten zu richten.

Beim Inhaltsreframing wird das Verhalten unabhängig vom Kontext gewürdigt. Es wird als eine Kompetenz akzeptiert, jedoch im aktuellen Zusammenhang als unpassend betrachtet. Das bedeutet für eine Seminarleitung, das störende Verhalten eines Teilnehmenden als eine seiner Stärken anzuerkennen. Auch wenn diese Ressource nun in einem falschen Rahmen eingesetzt erscheint, ist die Eintrittskarte in ein konstruktives Gespräch nicht Verurteilung und Kritik, sondern Würdigung von vorhandenen Fähigkeiten. Es führt zu Widerstand, wenn wiederholt vermeintliche Fehler vorgehalten werden. Wird hingegen die eigene Kompetenz angesprochen, reagiert man aufgeschlossen.

Dem Verhalten wird ein positives Etikett gegeben. Dabei ist es günstig, jene Eigenschaften hervorzuheben, die für die gewünschte Verhaltensänderung hilfreich sind: „Sie sind stets bereit, anderen zu helfen …“

Ein wichtiger Effekt dieser Betonung von Stärken besteht in der Chance, zu verdeutlichen, dass sich frühere positive Reaktionen auf ein bestimmtes Verhalten heute ins Negative gekehrt haben. So kann diese Erkenntnis leichter in das innere Erleben der kritisierten Person aufgenommen werden und Veränderungsprozesse auszulösen: „Und dabei übertreten Sie manchmal die Grenzen.“
 

Auszug aus dem Perspektive Praxis Band "Souverän Seminare leiten" von Wolf-Peter Szepansky,  angepasst durch Angelika Gundermann (18.04.2016), nicht unter freier Lizenz, letztmalig geprüft am 25.09.2023


Quelle

Quelle: Szepansky, W.-P. (2010). Souverän Seminare leiten. Bielefeld: W. Bertelsmann. 


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