Checkliste

Work-Life-Balance in der Bildungsarbeit

Es gibt viele Gründe, in der Bildungsarbeit  die persönlichen Lebensumstände in den Lern- und Entwicklungsprozess einzubeziehen. Was Sie diesbezüglich insbesondere bei der Vorbereitung und Durchführung von Bildungsangeboten für Geringqualifizierte beachten sollten – darum geht es im Folgenden.

Die Veränderung der sozialen Situation von Geringqualifizierten ist – aus ihrer Sicht – mit unüberschaubaren Risiken verbunden. Die bisherigen Lebensumstände bieten Gewohnheit und in gewissem Maße auch Sicherheit. Bildungsangebote, die eine Veränderung bewirken wollen – etwa die Vorbereitung auf die Aufnahme einer Arbeit oder die Nachqualifizierung zum Berufsabschluss – bieten zwar die Option auf ein besseres Leben danach. Sie sind aber mit der Gewissheit verbunden, dass gegenwärtig Vieles im Leben der Betroffenen Veränderungen unterworfen sein wird. Damit Bildungsangebote mit dieser Zielgruppe gelingen, müssen neben fachlichen Inhalten auch die persönlichen Lebensumstände der Menschen in dem Lern- und Entwicklungsprozess einbezogen werden.

Vorbereitung der Bildungsmaßnahme

  • Die Teilnehmenden haben klar formulierte persönliche Ziele, die sie mit der Bildungsmaßnahme verwirklichen wollen. Die Ziele sind im Rahmen der Maßnahme erreichbar.
    Überprüfungskriterium kann dabei sein: In den Beratungsgesprächen vor Beginn/zu Beginn wurden individuelle Ziele nach den SMART-Kriterien formuliert (spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch, terminiert). Dazu sind die Ergebnisse im individuellen Qualifizierungs- und Eingliederungsplan dokumentiert (gilt auch für die nachfolgenden Punkte).
  • Die Teilnehmenden haben eine Vorstellung davon, was sie tun müssen, um ihre Ziele zu erreichen.
  • Die Teilnehmenden haben Erwartungen formuliert, welche Unterstützungsleistungen sie im Rahmen der Bildungsmaßnahme erwarten bzw. erhalten können.
  • In der vorbereitenden Beratung sind förderliche und hinderliche Faktoren aus der Familie und aus dem sozialen Umfeld besprochen worden. Es besteht eine Vorstellung, wie mit den behindernden Wirkungen umgegangen werden soll.
  • Im Vorfeld der Bildungsmaßnahmen sind die Auswirkungen auf das Familieneinkommen besprochen worden. Negative Auswirkungen sind benannt worden. Gegenmaßnahmen sind eingeleitet worden.

  Durchführung der Bildungsmaßnahme

  • Die Unterrichtszeiten sind auf die Betreuungszeiten von Kindertagesstätten und Schulen abgestimmt. Väter und Mütter können ihre Kinder vor der Schule/Kita und danach betreuen.
  • Wenn Betreuungslücken existieren, wurden dafür Lösungen gefunden (innerfamiliär oder durch zusätzliche Betreuungsleistungen).
  • Mögliche bzw. notwendige Veränderungen im familiären Ablauf wurden eingeleitet (z. B. Anmeldung der Kinder zum Mensaessen, Beantragung von Leistungen nach dem Bildungs- und Teilhabegesetz).
  • Manche Aufgaben in der Familie, die nicht unbedingt der Lernende erledigen muss, wurden auf andere Familienmitglieder verteilt.
  • Die Lernorganisation der Maßnahme bietet flexible Lernzeiten (z. B. Wochenplanarbeit in der ersten halben Stunde, so dass notwendige Verspätungen keine Nachteile haben; individuelle und Gruppenlernphasen am Ende, so dass jeder teilnehmen kann).
  • Es gibt ein Lernportal, auf das die Teilnehmenden jederzeit Zugriff haben.
  • Die einzelnen Lernenden haben einen Wochenplan, in dem individuelle Lernzeiten außerhalb des Kurses enthalten sind.
  • Es gibt Aufgaben zur Vor- und Nachbereitung, die individuell bearbeitet werden können, auch außerhalb der Kurszeiten.
  • An der Lebenswelt der Lernenden orientierte Themen und Aufgaben sind im Curriculum enthalten.
  • Die fachlichen Themen enthalten Bezüge zu den Alltagserfahrungen der Teilnehmenden.
  • Finanzielle Themen sind ins Curriculum integriert.
  • Themen der Gesundheitsförderung sind ins Curriculum integriert.
  • Es gibt Zeit und Raum für den Austausch von Themen und Erfahrungen aus dem familiären und sozialen Umfeld.

 

CC BY SA 3.0 by Christoph Eckhardt für wb-web

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