Handlungsanleitung

Die „Parlamentsdebatte“ für eine sachgerechte Erörterung und Problemlösung

Die Parlamentsdebatte ist eine Weiterentwicklung der so genannten Pro- und Contradebatte. In ihr geht es darum, Regeln des Miteinanders sowie der sachgerechten Erörterung und Problemlösung zu erproben und zu erleben. Sie eignet sich für die Klärung von Kontroversen in Gruppen, aber auch dafür, Lösungen für strittige Sachverhalte zu finden.

Ziel der Parlamentsdebatte ist einerseits die Erörterung eines Problems mit all seinen Aspekten und ggf. sachverständig zu begutachtenden Detailfragen und andererseits die Anwendung der Techniken und Verfahrensweisen einer konfliktlösenden und konstruktiven sozialen Kooperation. Erreicht werden soll bei den Akteuren eine informierte Problemsicht mit allen Vor- und Nachteilen der Sache. Weiterhin lernt man geregelte Formen der Kooperation und des Umgangs mit Meinungsverschiedenheiten und Konflikten, indem das Konfliktive gewissermaßen zum methodischen Prinzip erhoben wird.

Die Methode der Parlamentsdebatte ermöglicht eine soziale Selbstorganisation. So entwickeln die Teilnehmenden die Regeln ihrer Kooperation selbst, gewissermaßen ihre eigene „Parlamentsordnung". Außerdem können sie sich mit ihren Stilen und Talenten in den Prozess einbinden, und auch Einwände oder kritische Feedbacks werden problemloser akzeptiert, wenn sie von den Teilnehmenden selbst eingebracht werden.

Insgesamt handelt es sich um eine spielerische und die gemeinschaftliche Problemlösung betonende Methode.

Ablauf

Die Standpunkte zu einem bestimmten Thema werden in zwei Gruppen unterschiedlicher Sichtweisen diskutiert und vorbereitet. Anschließend erfolgt eine „Parlamentsdebatte“ und Argumentation der jeweiligen Standpunkte. Die Teilnehmenden sitzen sich dabei in zwei Reihen gegenüber.

Dabei ist folgendes zu berücksichtigen:

  • lebendige Darstellung des Falles, der ins Parlament soll
  • Einteilung der Teilnehmenden in zwei Gruppen, die den – strittigen – Prozess austragen, während der Trainer selbst in die Rolle des Moderators und Begleiters sowie Beobachters wechselt
  • Regeln vereinbaren sowie Sanktionen für Regelverstöße definieren
  • Parlamentsdebatte (mit Plädoyers, Zwischenrufen, Fragen und ggf. Sachverständigenbefragungen sowie Rede und Gegenrede)
  • Erarbeitung einer konsensfähigen Darstellung bzw. Problemklärung (ggf. Note of Understanding erarbeiten, an die sich alle Akteure halten)

Die Parlamentsdebatte eignet sich für die Klärung von Kontroversen in der Gruppe ebenso, wie für die Bearbeitung eines in sich strittigen oder facettenreichen Sachverhalts in einer aktivierenden, alle Teilnehmenden einbindenden Form.

Ebenso lassen sich notwendige Gesichtspunkte zu einem Problem rasch und ergiebig zusammentragen (z.B. Sicherheitsbestimmungen beim Schweißen).

CC BY-SA 3.0 DE by Kathrin Quilling für wb-web (06.01.2016), letztmalig geprüft am 13.07.2023


Quelle

Hammerer, Richard (2011) Selbst gelernt hält besser - Serie 1 / Teil 2, "Konstruktivistische Didaktik & Methodik"


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