Handlungsanleitung

Die Trotzburg: Für Kommunikation und Entscheidungsfindung sensibilisieren

Die Trotzburg ist auch bekannt als "Die belagerte Stadt". Es ist eine spielerische Methode, um die Teilnehmenden für Kommunikation, Entscheidungsfindung und Gruppenverhalten zu sensibilisieren.

Anleitung

Fünf Spieler aus der Gruppe erhalten – am besten einige Zeit vor dem Spiel – ihre Rollenbeschreibungen. Sie spielen fünf Bürger einer mittelalterlichen Stadt: Bürgermeister, Arzt, Krankenpfleger, Wächter und Schmied.

Die anderen Spieler übernehmen im folgenden Spiel eher passive Rollen: Sie beobachten und dokumentieren den Spielverlauf. Die fünf Spieler werden angewiesen, ihre Rollen genau zu studieren und die Informationen auf keinen Fall einer anderen Person mitzuteilen.

Die Spielleitung sollte in Rollenspielen unerfahrene Spieler darauf hinweisen, dass sie versuchen sollen, sich gut in die beschriebene Rolle einzufühlen und im Spiel stimmig zu agieren. Sich in die Rolle einzufühlen bedeutet auch, die Rolle entsprechend auszubauen und sich zu überlegen, welche Informationen von seiner Rolle man im Spiel sofort, später oder überhaupt nicht preisgibt.

Die Spielleitung teilt der Gruppe kurz das Szenario mit

Die mittelalterliche Stadt Trotzburg wird von den Hochbergern belagert. Sie beschuldigen die Trotzburger, einen Kaufmann umgebracht zu haben und fordern innerhalb einer Stunde die Auslieferung der schuldigen Person.

Die Spielleitung kann der Gruppe auch gleich zu Beginn den Zweck des Spiels erläutern: Es geht darum, Verhaltensweisen zu studieren, die in jeder Gruppe oder Gesellschaft ablaufen können, die aber in einer ausweglosen Situation wie in diesem Spiel besonders deutlich hervortreten. Daher sollten die Zuschauer das Verhalten der Spieler beobachten und auf den Auswertungsbögen dokumentieren (siehe Anhang).

Sinnvoll ist es auch, einzelnen Zuschauern bestimmte Spieler zuzuordnen, so dass nicht alle alles beobachten. Für die Spieler wird eine kleine Bühne vorbereitet, die zu den Zuschauern hin offen ist, so dass der Spielverlauf gut beobachtet werden kann.

Nachdem die Vorbereitungen abgeschlossen sind, wird die Beratung der fünf Beteiligten gespielt, in der entschieden werden muss, wer den Hochbergern als Schuldiger ausgeliefert werden soll.

Es wird relativ schnell passieren, dass den fünf Bürgern die Idee kommt, mit den Hochbergern zu reden. Wenn die Spieler im Spiel auch weitgehend frei in ihren Entscheidungen sind: Die Forderung der Hochberger ist klar ausgesprochen, und sie werden auch nicht davon abrücken. Ebenso werden sie nach genau einer Stunde die Stadt stürmen und niederbrennen, wenn nicht ein Schuldiger ausgeliefert wird. Auch eine Verteidigung ist für das arme Städtchen Trotzburg nicht denkbar oder sinnvoll.
 

Besondere Hinweise: Wie andere Rollenspiele mit einer starken Dynamik kann auch Trotzburg weit über den Rahmen des Spiels hinausgehen und zu Wut, Ohnmachtsgefühlen o. Ä. übergehen. Die Spielleitung sollte auf jeden Fall deutlich machen, dass die gespielte Entwicklung der Beratung nicht von speziellen Personen abhängig ist, sondern in allen Gruppen so ähnlich ablaufen wird.

Dieses Spiel hat die Form eines Entscheidungsspiels, ist aber der Sache nach ein Experiment, und man sollte es auch so vor der Gruppe bezeichnen. Denn die Situation ist so konstruiert, dass eine Entscheidung gegen den Sündenbock-Mechanismus kaum mehr möglich ist. Denkbar wäre höchstens, dass alle fünf sich stellen – was praktisch nie vorkommt, weil mindestens einer sich weigert und seine Unschuld beteuert, – oder dass der Auszuliefernde ausgelost wird, nachdem alle eingesehen haben, dass sie mitschuldig sind.

In der Regel wird heftig diskutiert bis schließlich einem, bei dem es am leichtesten geht, alle Schuld zugeschoben wird.

Alle Rollenbeschreibungen sowie der Auswertungsbogen finden sich in der Download-Datei!

 

CC BY SA 3.0 DE by Mario Wiedemann für wb-web (09.12.2015), letztmalig geprüft am 22.05.2023


Quellen

Klee, O. (2006). Spiele und Methoden für Workshops, Seminare, Erstsemestereinführungen oder einfach so zum Spaß. Abgerufen von http://www.spielereader.org/spielereader.pdf. (CC BY-SA 2.0 DE)


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