Wissensbaustein

Methodik in der Erwachsenenbildung

Es muss nicht immer Gruppenarbeit sein

DefinitionWas ist das?

Betrachtet man „Methodik“ aus dem Blickwinkel der pädagogischen Praxis, so gibt es unterschiedliche Auffassungen. Allen gemein ist, dass man sich hierbei damit beschäftigt, mithilfe passender Methoden den Lernprozess zu gestalten. Besondere Aufmerksamkeit gebührt den Anfangssituationen, die motivieren und einladen sollen. Aber auch im Haupt- und Schlussteil einer Veranstaltung muss der Methodeneinsatz wohlbedacht sein. Und natürlich können Methoden auch helfen, kritische Situationen im Lehr-Lernprozess zu entschärfen. 

Der Begriff „Methodik“ wird unterschiedlich verstanden. Zum einen versteht man darunter die Gesamtheit der Methoden, die im Lehr-Lernprozess eingesetzt werden. Zum anderen kann der Begriff weitergefasst werden und auch den Lernort, die Sozialform, die Sitzordnung, die Zeiten, die Medien und die Teilnehmenden berücksichtigen. Horst Siebert systematisiert diese Aspekte und schlägt vor, bei der Auswahl der Methoden die institutionellen Rahmenbedingungen, die Teilnehmenden, die Ziele und Inhalte sowie die Lehrenden zu berücksichtigen ( Abb. 1).

Grafik mit vier Feldern gruppiert ein rechteckigs Feld

Abbildung 1: Kriterien für die Methodenwahl (Siebert, 2010, S. 25)

Wir verstehen Methodik als die „Lehre oder Theorie von den Methoden, die zur Erreichung bestimmter Ziele in Erziehung und Unterricht zur Verfügung stehen” (Schaub & Zenke, 2002, S. 384). Daher empfehlen wir vor der Methodenwahl eine didaktische Planung .

GeschichteWoher kommt das?

In der bildungstheoretischen Didaktik betonte man, dass die Methoden abhängig von den Entscheidungen für konkrete Ziele und Inhalte seien. Die lerntheoretische Didaktik dagegen plädierte in den 1960er Jahren für einen gleichrangigen Umgang mit Methoden sowie mit dem Inhalt, den Zielen und den Medien.

Seit den 1980er Jahren diskutiert man über Methoden neu – nun unter dem Aspekt von Selbst- und Mitbestimmung der Lernenden. Im Vordergrund steht der Dialog, also die Interaktion zwischen Lehrkraft und Teilnehmenden, und damit auch die Verständigung über Ziele, Voraussetzungen, Themen, Medien und Methoden.

Durch den zunehmenden Einsatz digitaler Medien in Lehr-Lernsituationen entstehen neue Anforderungen an die Methodik und die Mediendidaktik (interner Link).

MerkmaleWie geht das?

Nach der didaktischen Planung, in der Sie unter anderem die Lernziele (interner Link) festgelegt haben, geht es an die Wahl der Methode.

Die Methoden, die Sie innerhalb einer Veranstaltung wählen, sollten abwechslungsreich sein. In der Erwachsenenbildung hat man es vielfach mit heterogenen Lerngruppen (interner Link) zu tun. Durch vielfältige Methoden, die verschiedene Schwerpunkte setzen, kann man diesem Fakt Rechnung tragen. Wählen Sie Methoden, die unterschiedliche Lerntypen berücksichtigen, Spaß machen und alle Sinne ansprechen. Integrieren Sie kurze Sequenzen, in denen die Teilnehmenden sich bewegen, denn Bewegung ist – folgt man den Ergebnissen der Hirnforschung – förderlich für die Konzentration.

Nutzen Sie Methoden, die Sie gut beherrschen oder selber erfahren haben.

HandlungsfelderWo brauche ich das?

Im Folgenden werden Hilfen für die Methodenwahl im Kursverlauf vorgestellt. Wir unterteilen eine Veranstaltung in

  • Anfangssituation,
  • Hauptteil und
  • Schlusssituation.

Für den Einstieg bzw. für Anfangssituationen (interner Link) haben sich Methoden bewährt, die Sprechanlässe bieten. Sie können mit einer Vorstellungsrunde beginnen. Stellen Sie sich selbst zunächst vor und geben Sie Thema und Länge des Beitrags vor. Ein thematischer Schwerpunkt für die Vorstellung begrenzt den Inhalt und hilft, an Erfahrungen der Teilnehmenden anzuknüpfen. Notieren Sie sich wichtige Aussagen. Mit dieser Vorstellungsrunde ist „das Eis gebrochen“. Den Teilnehmenden fällt es nun leichter, sich im weiteren Verlauf am Lehr-Lerngeschehen zu beteiligen.

Ebenfalls bewährt hat es sich, die Erwartungen der Teilnehmenden abzufragen. Das sollten Sie allerdings nur tun, wenn Sie auch vorhaben, diese zu berücksichtigen. Auf diese Weise können Sie klären, welche Erwartungen der Teilnehmenden Sie erfüllen können und welche nicht. Machen Sie die Abfrage schriftlich oder protokollieren Sie für alle sichtbar mit. Durch dieses Vorgehen verständigen Sie sich mit den Teilnehmenden auf die Inhalte. Auf Basis dieser Abfrage können Sie später Zwischenbilanz ziehen.

Die Wahl der Methode für den Beginn des Hauptteils ist abhängig vom Kursthema. Ein Kurs, in dem es um Sachthemen und deren Vermittlung geht, bedarf anderer Methoden als ein Seminar mit persönlichkeitsbildendem Inhalt.

Erfordert Ihr Thema zunächst eine Wissensvermittlung, können Sie einen einführenden Vortrag halten, der nicht länger als 20 Minuten dauern sollte. Gestalten Sie Instruktion (z. B. Vorträge, PowerPoint-Präsentationen) teilnehmerorientiert; dies gelingt über die richtige Ansprache und geeignete Beispiele. Für visuelle Lerntypen wirken Bilder oder Videos unterstützend. In der Praxis hat sich eine Vermittlung bewährt, die auf der didaktischen Reduktion (interner Link) beruht. Führen Sie die Teilnehmenden vom Einfachen zum Schwierigen.

Geht es in Ihrem Kurs eher um ein persönlichkeitsbildendes Thema, können Sie mit einer assoziativen Methode beginnen. Wählen Sie beispielsweise einen Einstieg über eine Bildbetrachtung, in der die Teilnehmenden Bilder wählen, die sie an persönliche Erfahrungen zum Thema erinnern. 

Gestalten Sie auch das Ende einer Veranstaltung, indem Sie die Teilnehmenden zu Wort kommen lassen. Wenn Sie zu Beginn die Erwartungen der Teilnehmenden abgefragt haben, können Sie am Ende gemeinsam prüfen, ob diese erfüllt wurden. 

Es kann anders kommen, als es geplant war. Und es können unangenehme Situationen entstehen. Versuchen Sie, Probleme im Vorfeld durch eine sorgfältige Methodenplanung zu vermeiden.

Lösen Sie dennoch auftretende Konflikte dadurch, dass Sie auf angemessene Methoden zurückgreifen. 

DiskussionWas wird diskutiert?

Im Fokus der Überlegungen zur Methode stehen die digitalen Medien und deren Nutzung. Ein Trend ist BYOD (Englisch für: bring your own device). Lernende bringen ihre eigenen mobilen Endgeräte (Handy, Notebook, Tablet) mit und nutzen sie im Lehr-Lernprozess. Der Einsatz kann variieren vom privaten Vokabeltrainer auf Handys über Notebooks oder Tablets, auf denen in Kleingruppenarbeit Erklärvideos in den Unterricht integriert werden können. BYOD bietet die Möglichkeit, im Rahmen von EDV-Schulungen die Nutzung von Software auf den eigenen Geräten zu vermitteln. Einige Volkshochschulen bieten bereits BYOD-Kurse an. 

Internationale BezügeWie sieht man das woanders?

Will man die Diskussionen zur Methodik international verfolgen, so kann man auf den jährlich erscheinenden „Horizon Report“ zurückgreifen. Er hat zwar die Hochschulen im Fokus, kann aber als Trendmonitor für die Erwachsenenbildung genutzt werden. Trends für die nächsten Jahre sind:

  • Bring Your Own Device (BYOD)
  • Flipped Classroom
  • Makerspaces
  • Wearable Technology
  • adaptive Lerntechnologien
  • das Internet der Dinge

Auch der „MMB-Trendmonitor II/2014“ des Instituts für Medien- und Kompetenzforschung (mmb) befasst sich mit Trends im Bildungsmarkt. Die Studie basiert auf Befragungen von Expertinnen und Experten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Abbildung 2 zeigt, dass „Blended Learning“,  virtuelle Klassenräume und Apps eine hohe Bedeutung für das betriebliche Lernen haben. 

Balkendiagramm

Abbildung 2: Trends für die Weiterbildung/Copyright: MMB-Institut


Service

Zur Reflexion

Welche Methoden nutzen Sie? Schreiben Sie auf, welche Methoden erfolgreich waren, warum sie erfolgreich waren und in welchem Zusammenhang Sie sie genutzt haben. 

Literaturliste

  • Knoll, J. (2007). Kurs- und Seminarmethoden. Ein Trainingsbuch zur Gestaltung von Kursen und Seminaren, Arbeits- und Gesprächskreisen (11. Aufl.). Weinheim, Basel: Beltz. 
    Das Lehrbuch von Knoll zeichnet sich dadurch aus, dass es sehr praxisorientiert und verständlich ist. Es bietet eine Analyse der Faktoren Gruppe, Lehrkraft, Ziele, Inhalte und Rahmenbedingungen. Knoll stellt durch Fragen und Beispiele immer wieder den Bezug zum eigenen Handeln her. Eine kommentierte Auswahl an Methoden vervollständigt diesen Klassiker. 
  • Siebert, H. (2010). Methoden für die Bildungsarbeit. Leitfaden für aktivierendes Lehren (4. Aufl.). Bielefeld: W. Bertelsmann.
    Siebert bietet in seinem Lehrbuch viele Checklisten, aktuelle Forschungsergebnisse und einen umfangreichen Methodenpool. Dazu weiterführende Literaturhinweise und Beispiele aus der Praxis. Die hilfreichen Checklisten aus „Methoden für die Bildungsarbeit“ sind beim DIE online verfügbar: www.die-bonn.de/doks/fragmente/9112/checklisten.pdf 
  • Szepansky, W.-P. (2010). Souverän Seminare leiten (2. Aufl.). Bielefeld: W. Bertelsmann.
    Neben vielen hilfreichen Checklisten, die online verfügbar sind, versteht es der Autor vor allem, sehr praxisorientiert mit dem Thema umzugehen. Das macht das Buch für Anfänger sowie erfahrene Lehrkräfte der Erwachsenenbildung besonders wertvoll. www.die-bonn.de/doks/fragmente/9144/PP_Seminare_leiten_Checklisten.pdf
  •  Döring, K. W. (2008). Handbuch Lehren und Trainieren in der Weiterbildung. Weinheim, Basel: Beltz.
    Dörings Handbuch zeichnet sich dadurch aus, dass es sehr praxisorientiert ist. An vielen Stellen wird ein pragmatisches Vorgehen propagiert. Die Lehrkraft sollte sich vor allem durch gutes didaktisch-methodisches Wissen auszeichnen und die Lehrveranstaltung lebendig und flexibel gestalten. Dafür gibt es in diesem Buch viele Anregungen, Reflexions- und Übungsaufgaben sowie Methodenvorschläge.
  •  Arnold, R. (2012). Wie man lehrt, ohne zu belehren. 29 Regeln für eine kluge Lehre. Das LENA-Modell. Heidelberg: Carl-Auer.
    Eine umfangreiche Sammlung von Texten zur Überprüfung des eigenen Standorts und eine praxisorientierte Hilfe, neue Wege in der Weiterbildung zu gehen. 

Quellen

Arnold, R. (2012). Wie man lehrt, ohne zu belehren. 29 Regeln für eine kluge Lehre. Das LENA-Modell. Heidelberg: Carl-Auer.

Döring, K. W. (2008). Handbuch Lehren und Trainieren in der Weiterbildung. Weinheim, Basel: Beltz.

Knoll, J. (2007). Kurs- und Seminarmethoden. Ein Trainingsbuch zur Gestaltung von Kursen und Seminaren, Arbeits- und Gesprächskreisen (11. Aufl.). Weinheim, Basel: Beltz.

MMB-Institut für Medien-und Kompetenzforschung. (2014). MMB-Trendmonitor II/2014. Abgerufen von www.mmb-institut.de/mmb-monitor/trendmonitor/MMB-Trendmonitor_2014_II.pdf

Nuissl, E., & Siebert, H. (2013). Lehren an der VHS. Ein Leitfaden für Kursleitende. Bielefeld: W. Bertelsmann.

Schaub, H., & Zenke, K. G. (2002 ). Wörterbuch Pädagogik (4. Aufl.). München: dtv.

Siebert, H. (2010). Methoden für die Bildungsarbeit. Leitfaden für aktivierendes Lehren (4. Aufl.). Bielefeld: W. Bertelsmann.

Szepansky, W.-P. (2010). Souverän Seminare leiten (2. Aufl.). Bielefeld: W. Bertelsmann.

The New Media Consortium (NMC). (2015). Horizon Report. Abgerufen von www.nmc.org/publication/nmc-horizon-report-2015-higher-education-edition


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