Wissensbaustein

Blogs für Lehrende

Von der Visitenkarte zur Erweiterung des Seminarraums und zurück

Blogs sind aus dem Internet nicht mehr weg zu denken. Modeblogs, Beautyblogs, Heimwerkerblogs, Tech-Blogs, Spieleblogs, Veganblogs, es gibt kaum ein Thema ohne eigene Blogszene. Und neben den zahlreichen privaten und halbprivaten Blogs, hat inzwischen fast jedes Unternehmen einen Blog-Bereich auf der Firmen-Website. Was aber ist eigentlich ein Blog? Was ist dran am Bloggen? Und wofür kann ein Blog alles genutzt werden?

Tafel mit Text "What's your Story"

 

Welche Geschichten erzählen Blogs? (Bild: Chalkboard/742680/pixabay.com, CC0)


DefinitionWas ist das?

Ein Blog oder Weblog (Zusammensetzung aus Web und Log) ist ein Internetauftritt, auf dem eine oder mehrere Personen regelmäßig zu einem thematisch eingegrenzten Bereich Inhalte, wie z.B. Texte, Fotos oder Videos veröffentlichen. Viele Blogs werden von mehreren Autoren befüllt und die thematische Vielfalt ist groß. Anders als bei einer Website, bei der mehrere einzelne Webseiten nach einer (mehr oder weniger) logischen Systematik miteinander verknüpft und zu einem Internetauftritt verbunden sind, ist die Struktur bei Blogs einfach aufgebaut: Inhalte werden in Beiträgen chronologisch veröffentlicht.

Bloggen ist ein kontinuierlicher Prozess, während Websites mehr oder weniger statisch sind. Man könnte sagen, ein Blog ist eine einfache Website, die wie ein Tagebuch funktioniert, in das man schnell was rein schreiben kann (vgl. Wikipedia, 2015).

GeschichteWoher kommt das?

Das erste Blog wurde 1990 von Tim Berners-Lee veröffentlicht. Tim Berners-Lee ist ein britischer Physiker und Informatiker und Begründer des World Wide Web (vgl. wikipedia). In diesem ersten Blog schrieb er seine Ideen auf, erklärte technischen Details und stellte HowTos online. So wie heute noch üblich, standen die neusten Texte dabei immer oben. Der Begriff Blog wurde damals allerdings noch nicht benutzt.

Mitte der 90er Jahre gab es zunächst vereinzelte Blogs, die vor allem eine tagebuchähnliche Form hatten. In Deutschland ging das erste Blog Netzine 1996 online. Der Begriff Blog setzte sich allerdings erst Ende der 90er Jahre durch. Durch Dienste wie blogger.com wurde dann der Zugang zum eigenen Blog erheblich vereinfacht. Bloggen setzte nun nicht mehr besonders viel technisches Know-How voraus. Und die Anzahl der Blogs nahm rasch zu.

Schnell wurden Blogs auch als Mittel der Meinungsäußerung und politischen Teilhabe erkannt und genutzt. Durch den Einzug der Sozialen Netzwerke wurde ab 2007 vor allem das Microblogging populär. Dienste wie Facebook, Twitter oder Google+ bieten dafür die entsprechende Plattform (vgl. Warndorf, 2012). Auf den Microblogging-Plattformen wie Twitter gibt es im Unterschied zu normalen Blogs Einschränkungen in der Gestaltung der Einträge, so etwa eine Beschränkung der Anzahl von Zeichen, die ein Beitrag lang sein darf. Microblogging-Plattformen bieten häufig Raum für spontane Äußerungen und sind da geeignete Werkzeuge, wo auf Gestaltungsspielräume weniger Wert gelegt werden soll.

MerkmaleWie geht das?

In einem Blog werden Beiträge in chronologischer Reihenfolge untereinander angezeigt. Der Leser sieht so die aktuellsten Inhalte an oberster Stelle. Zusätzlich kann nach Kategorien oder Schlagworten sortiert werden. Jeder Beitrag kann mit Datum, Autor, Kategorie und Schlagworten versehen werden. Zu den Beiträgen können zusätzlich auch statische Seiten angelegt werden. Vernetzung spielt beim Bloggen eine große Rolle und Kommunikation ist ein wesentlicher Bestandteil eines Blogs. Verschiedene Elemente unterstützen diese Prozesse. So sind Links auf andere Blogs ein wichtiger Bestandteil von Blogtexten. Durch diese Verlinkungen entsteht ein Netzwerk von aufeinander verweisenden Texten. Beim Verlinken von fremden Blogtexten werden die Autoren darüber informiert, dass eine Webseite auf ihren Blog verweist. Diesen Vorgang nennt man Trackback oder Pingback. Auch direkter Austausch, Diskussion und Feedback zu einzelnen Beiträgen eines Blogs sind von elementarer Bedeutung. Die Kommentarfunktion, die zu jedem Beitrag aktiviert werden kann, ermöglicht den direkten Kontakt mit den Lesern. Die Inhalte eines Blogs lassen sich per RSS-Feed abonnieren und beispielsweise via Twitter, Facebook und Google+ verbreiten. Die Mehrheit der Blogs werden mit einer Blogsoftware erstellt. Diese meist kostenfreien Content Management Systeme (CMS) sind leicht zu bedienen und ermöglichen einen einfachen Start ins Bloggen. 

Merkmale auf einen Blick:

  • Blogs sind chronologisch und „endlos“ → die neusten Beiträge stehen oben, die ältesten unten.
  • Die Themen des Weblogs sind in Kategorien sortiert.
  • In Blogs findet eine Verschlagwortung statt.
  • Bei Blogs unterscheidet man zwischen einzelnen Artikeln (Post, Postings) und statischer Seite.
  • Die Kommentar-Funktion ermöglicht Austausch und Feedback zu den Inhalten.
  • Die Inhalte eines Blogs lassen sich per RSS-Feed abonnieren.
  • Inhalte können auf Twitter, Facebook, Google+ und weiteren sozialen Netzwerken geteilt werden.
  • Die Vernetzung untereinander (Trackback / Pingback) ist von Bedeutung.
  • Neben Texten können Blogs auch Bilder, Audioformate und Videos enthalten.

HandlungsfelderWo brauche ich das?

Blogs lassen sich für verschiedene Szenarien benutzen. In der Ursprungsform wird in Blogs zu einem eingegrenzten Themenbereich geschrieben. Die Beiträge sind oft aus der persönlichen Sicht des Autors geschrieben. Sie erheben keinen Anspruch auf Objektivität. Die Inhalte haben einen aktuellen Bezug und spiegeln so die gegenwärtigen und oft auch alltäglichen Probleme oder Interessen der Autoren und Autorinnen wider. 

Im Bereich der Erwachsenen- und Weiterbildung können Blogs zur Seminardokumentation eingesetzt werden. In Konkurrenz zum klassischen Reader oder Handout lässt sich ein Blog einfach und bequem aktualisieren und erweitern. Den Seminarteilnehmenden kann sogar die Möglichkeit der Teilhabe und aktiven Beteiligung eingeräumt werden. Eine andere Einsatzmöglichkeit besteht in der Nutzung als Selbstpräsentation für Lehrende. Diese können Blogs als Internetauftritt zur Vermarktung der eigenen Person und Fähigkeiten nutzen. Neben den klassischen Angaben zur eigenen Person wie Lebenslauf, Kompetenzen und Referenzen, deren Präsentation ähnlich wie auf einer Website gestaltet werden kann, bietet Blogs die Möglichkeit, das eigene Wissen zu Themenbereichen durch die Veröffentlichung von regelmäßigen Beiträgen unter Beweis zu stellen und in Austausch mit anderen fachlich Interessierten zu treten. Ein Beispiel hierfür ist etwa das Blog von Jochen Robes zum Thema Weiterbildung. Durch das kontinuierliche Schreiben von Beiträgen und die damit verbundene Auseinandersetzung mit den Themen, kann man sich auch schrittweise mehr Kompetenz zu einem Thema aneignen, so war es möglich, die Bloggerin Fiona Krakenbürger bei ihren Fortschritten beim Programmieren lernen zu begleiten.

Die Möglichkeit der Vernetzung mit anderen Personen und das Miteinbeziehen von Meinungen von Lesern ermöglicht es, darüber hinaus Diskussionen in Gang zu setzen und dadurch den eigenen thematischen Fokus zu öffnen. Diese Möglichkeiten haben auch immer mehr Firmen und Stiftungen erkannt, die mit Hilfe von Blogs die Kommunikation mit Interessierten persönlicher gestalten. Ein Beispiel hierfür liefert die Bertelsmann Stiftung mit ihrem Blog zu Aus- und Weiterbildung. Eine Übersicht über viele Blogs zum Thema Weiterbildung, auch aus dem Ausland bietet der Bildungsserver.

DiskussionWas wird diskutiert?

Seit dem Soziale Netzwerke immer wichtiger werden, verbreitet sich auch Microbloggen immer weiter. Anstatt ein eigenes Blog zu führen, wird nun direkt in den Sozialen Netzwerken gebloggt. Egal ob Twitter, Facebook oder Google+, die Sozialen Netzwerke machen das Microblogging denkbar einfach und potenziell den Radius der Leserschaft sehr viel größer. Viele Blogger wechseln für ihre Beiträge vom eigenen Blog ganz auf Plattformen wie Facebook oder Google+. Ein entscheidender Vorteil für sie: Die Kommunikation über Likes, geteilte Beiträge und vor allem Kommentare ist hier deutlich niedrigschwelliger und entsprechend um ein vielfaches umfangreicher. Für Autoren ist es eventuell leichter, sich nicht um Formatierung, Verschlagwortung oder andere technische Details Gedanken zu machen, Leser müssen nicht eine gesonderte Website aufmachen. Stattdessen sind sie ohnehin vielleicht im entsprechenden sozialen Netzwerk unterwegs und lesen die Beiträge quasi nebenbei. Gerade für den Bereich der Weiterbildung kann das von Vorteil sein, um mit der Zielgruppe in Kontakt zu treten. Wohl nicht nur im Bereich der Politischen Bildung wird dieser Effekt aber durchaus kontrovers diskutiert. „Politische Bildung gehört auf Facebook“ forderte 2011 Thomas Rose in einem Artikel. Sollten also Akteure der Erwachsen- und Weiterbildung auf Facebook vertreten sein? Das sieht Christiane Schulzki-Haddouti anders. „[Es] stellt sich angesichts zahlreicher Eigenheiten der Plattform die Frage, ob überhaupt ein glaubwürdiger Auftritt im Rahmen eines Dienstes möglich ist, der grundlegende Rechte seiner Nutzer ignoriert. Eine bewusst gewählte Abstinenz wäre meiner Meinung für eine Organisation der politischen Bildung im Fall von Facebook angemessen”, entgegnet sie im Gegenartikel. Eines ist klar: Neben den klassischen Blogs hat sich das Microbloggen bereits fest etabliert. Hier wird allerdings meist nicht mehr von Bloggern gesprochen. Auch der Übergang von Blog und Website ist inzwischen fließend (vgl. Basic, 2015).

Internationale BezügeWie sieht man das woanders?

Blogs und Bloggen sind international sehr verbreitet. Anders als in Deutschland ist die Debatte um Datenschutz und Privatsphäre in anderen Ländern nicht besonders groß. Ganz im Gegenteil, beim Massachusetts Institute of Technology (MIT) werden die Blogger sehr stark von der Universität unterstützt. Gerade bei angehende Studenten sind die Blogs äußerst beliebt (vgl. Welsh-Huggins, AP & Leffers, 2007). An der University of Mary Washington erhält jeder Studierende mit der Einschreibung eine eigene Domain und eigenen Webspace, den man zum Bloggen benutzen kann. Einen Überblick über recht traditionsreiche Blogs im englischen Sprachraum zu Weiterbildung findet man bei der Erwachsenenbildnerin Ann Walker. Auch wenn der verlinkte Blogpost schon von 2013 ist, sind die allermeisten Blogs weiterhin aktiv, so dass hier immer noch eine sehr wertvolle Übersicht gegeben ist.

CC BY SA 3.0 by Blanche Fabri für wb-web



Service

Zur Reflexion

  • Überlegen Sie, ob Sie sich vorstellen könnten, in einem Blog zu veröffentlichen oder ein eigenes Blog zu haben.
  • Welches wären mögliche Themen, zu denen Sie kompetent „mitreden“ könnten?
  • Was spricht aus Ihrer Sicht für ein eigenes Blog und was auf der anderen Seite für eine Veröffentlichung eigener Beiträge direkt in Sozialen Netzwerken?

Literaturliste

  • Basic, R. (2015): Die Geschichte von Blogs, Teil 1-3. Abgerufen von https://www.basicthinking.de/blog/2015/10/29/blogs-robert-basic/ (Stand 15.11.2015)
    Eine kurzweilige aber umfassende Darstellung technischer, sozialer und stilistischer Aspekte des Bloggens.
  • Basic, R. (2007): Geschichte der deutschen Blogosphäre II. Abgerufen von https://www.basicthinking.de/blog/2007/07/17/geschichte-der-deutschen-blogosphaere-ii/ (Stand 15.11.2015) Vertiefende Informationen zur Geschichte von Blogs mit Fokus auf die frühen Unterschiede von „Tagebuchschreibern“ und Bloggern und den Implikationen für die Weiterentwicklung von Blogs.
  • Bernhardt, T. (2011): Erfahrungen mit Seminarblogs. Abgerufen von http://pb21.de/2011/06/erfahrungen-mit-seminarblogs/ (Stand 15.11.2015)
    Konkrete Beispiele aus verschiedenen Bereichen der Weiterbildung geben Anregungen zur Gestaltung von Blogs im Seminarkontext.
  • Rose, T. (2011): Politische Bildung muss nach Facebook! Abgerufen von
    http://pb21.de/2011/06/politische-bildung-muss-nach-facebook/ (Stand 15.11.2015) Standpunkt aus der politischen Bildungsarbeit, der sich dafür ausspricht, facebook als Raum politischer Kommunikation ernst zu nehmen. Auch als Anregung für die grundsätzliche Frage nach einem Engagement der eigenen Weiterbildungseinrichtung in sozialen Medien geeignet, besonders in Zusammenhang mit dem nachfolgenden Artikel von C. Schulzki-Haddouti.
  • Schulzki-Haddouti, . (2011): Nur Facebook-Abstinenz überzeugt! Abgerufen von http://pb21.de/2011/06/nur-facebook-abstinenz-uberzeugt/ (Stand 15.11.2015).
    Artikel, der sich gegen die Verwendung von facebook wendet und dies mit generellen Überlegungen zur Verwendung von Sozialen Medien in der Weiterbildung verknüpft.
  • Warendorf, D. (2012): Die Geschichte des Weblogs. Abgerufen von http://www.carta.info/46871/die-geschichte-des-weblogs/ (Stand 15.11.2015)
    Ein Überblick über die Geschichte des Bloggens und Anmerkungen zur wechselseitigen Beeinflussung von technischer Entwicklung und gesellschaftlichen Ereignissen.

Quellen

Basic, R. (2015): Die Geschichte von Blogs, Teil 1-3. Abgerufen von https://www.basicthinking.de/blog/2015/10/29/blogs-robert-basic/ (Stand 15.11.2015)

Basic, R. (2007): Geschichte der deutschen Blogosphäre II. Abgerufen von https://www.basicthinking.de/blog/2007/07/17/geschichte-der-deutschen-blogosphaere-ii/ (Stand 15.11.2015)

Rose, T. (2011): Politische Bildung muss nach Facebook! Abgerufen von
http://pb21.de/2011/06/politische-bildung-muss-nach-facebook/ (Stand 15.11.2015)

Schulzki-Haddouti, . (2011): Nur Facebook-Abstinenz überzeugt! Abgerufen von http://pb21.de/2011/06/nur-facebook-abstinenz-uberzeugt/ (Stand 15.11.2015)

Warendorf, D. (2012): Die Geschichte des Weblogs. Abgerufen von http://www.carta.info/46871/die-geschichte-des-weblogs/ (Stand 15.11.2015)

Welsh-Huggins, A. , AP, Leffers, J. (2007): US-Unis: Bloggen für eine Handvoll Dollar. Abgerufen von http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/us-unis-bloggen-fuer-eine-handvoll-dollar-a-490258.html (Stand 15.11.2015)

Wikipedia (2015): Blog. Abgerufen von https://de.wikipedia.org/wiki/Blog (Stand 15.11.2015) 


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