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Twitter hilft beim Lernen

Sketchnote zum Thema Sterbebegleitung im Akut-Krankenhaus

Sketchnote zu einer Session zum Thema Sterbebegleitung im Akut-Krankenhaus, erstellt von Andrea Brücken (Bild:  © Andrea Brücken)

 „Lernen mit Twitter“ – dieser Titel hat mich als begeisterte Twitter-Nutzerin auf dem vhs barcamp in Hamburg direkt neugierig gemacht. Also saß ich in der Session von Andrea Brücken, die dieses Thema auf die barcamp-Agenda gebracht hatte. Zwei Jahre lang hat sie in einer Community auf Twitter gelernt, richtig gute Sketchnotes zu zeichnen. Begonnen hat sie mit Doodles, eher einfachen Kritzeleien und Skizzen. Diese sind eine gute Übung, um sie später in Sketchnotes zu verwenden. Sketchnotes sind Zeichnungen, die Text und Bilder miteinander kombinieren, um komplexe Inhalte vereinfacht darzustellen. Wichtiger als die künstlerisch perfekte Ausgestaltung ist die visuelle Aussagekraft der Bildchen.

Unter dem Hashtag #todaysdoodle schlagen die sogenannten Doodler in unregelmäßigen Abständen spontane „Challenges“, also Wettbewerbe, vor. Der oder die Initiator/in lädt andere ein, bestimmt den Rahmen der Challenge bzw. spricht ihn mit den anderen ab. Auch ein Datum wird gemeinsam vereinbart, z.B. alle haben Zeit bis zum Sonntag dieser Woche. Die Teilnehmenden bestimmen selber, was sie teilen wollen. Die einzige Regel ist die, dass man täglich einmal postet.

Community-basiertes Lernen

Das Ergebnis präsentieren die Teilnehmenden wiederum über Twitter. Kommentare zu den Arbeiten der anderen Hashtag-Nutzerinnen und -Nutzer sind ausdrücklich erwünscht. „Das ist ein öffentlicher Lernprozess, die Lernschritte sind für alle nachvollziehbar. Jeder kann mit jedem interagieren, Feedback ist ausdrücklich erwünscht und fällt in der internationalen Community der Doodle-Zeichner meist wohlwollend und wertschätzend aus“, so Brücken. Das Interesse und das Lob der Anderen hat sie als sehr motivierend erfahren. Brauchte sie Anregungen bei besonderen Problemen, konnte sie in der Community gezielt nachfragen. Für sie, fasst Andrea Brücken zusammen, sei dieses autodidaktische Lernen optimal gewesen. „Community-basiertes Lernen“, nennt sie das Lernen mit Twitter. Entscheidend sei dabei allerdings die intrinsische Motivation.

Selbstorganisiertes Lernen ist für Andrea Brücken schon länger ein Thema. Sie hat an MOOCs und Online-Kursen als Mentorin mitgearbeitet und Themen betreut. Sketchnotes hat sie „als Gegenbewegung zur Verschriftlichung“ für sich entdeckt. Um selbst ein visuelles Vokabular zu erarbeiten, technische Tricks und Möglichkeiten auszuloten, suchte sie dann eine passende Lernumgebung. „Da ist mir Twitter aufgefallen. Hier kann ich Inhalte, Personen, mit denen ich mich austauschen will sowie Dauer und Zeitpunkt des Lernens selbst bestimmen“, so Brücken.

Sketchnote zum Thema Becoming an author

Zum Junior Scientist Day entstand diese Sketchnote  zum Workshop "Becoming an Author". (Bild: © Andrea Brücken)

Ihre Doodles oder Sketchnotes nutzt Andrea Brücken auch in Zusammenhängen der Erwachsenenbildung. Flipcharts und Handouts lassen sich damit gestalten: „Das visuelle Verstehen ist uns angeboren. Durch die Schriftsprache kann der Lernprozess behindert werden. Hier können Doodles zu einer besseren Kommunikation beitragen“, erklärt sie. Fortgeschrittene Sketchnotes-Zeichnerinnen begleiten Veranstaltungen als „Graphic Facilitator“: In großformatigen Illustrationen fassen sie Diskussionen zusammen und machen Zusammenhänge deutlich. Immer öfter sitzen auch im Publikum Menschen mit Blöcken auf den Knien, die nicht mitschreiben, sondern mitzeichnen. Twitter oder auch Instagram, sind dann hinterher oft die Plattformen, auf denen die Visualisierungen geteilt werden.

Bloggen als öffentlicher Lernprozess

Das Interagieren, Diskutieren und Teilen von Informationen - „auch das ist schon Lernen“, findet Andrea Brücken. Wenn Lernende dann Posts oder Websites in Tools wie Flipboard kuratieren, also sammeln und sortieren, und dann wiederum teilen, ist das oft der erste Schritt vom Microblogging – so nennt sich das Schreiben auf Twitter und ähnlichen Social-Media-Plattformen – hin zum echten eigenen Blog. „Viele Blogger schreiben über ihre Lernerfahrungen auf ihrem individuellen Fachgebiet: Bloggen ist dann ein öffentlich reflektierter Lernprozess“, meint Andrea Brücken. Das ist für fast jedes Fachgebiet möglich, für das es im Internet Informationen gibt.

In vielen Bildungseinrichtungen können soziale Medien wie Facebook und Twitter auf den Schulungscomputern wegen eingeschränkter Zugriffsrechte durch die Kursteilnehmenden nicht genutzt werden, bedauert Andrea Brücken, die auch als Dozentin in der Erwachsenenbildung gearbeitet hat. Für die visuelle Unterstützung von Lernprozessen ist das aber nicht relevant, so Andrea Brücken: „Für meine Sketchnotes reicht auch eine einfache Schultafel zum Zeichnen!“