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Arbeitsorientierte Grundbildung - ein Dauerbrenner

Ein Mann steht vor einer Informationstafel.

Arbeitsplatz/Informationswand (Bild: rawpixel / pixabay.com; CC0)

Welche Qualifikationen, welche Kompetenzen benötigen Menschen, um sich in einer von ständiger Veränderung geprägten Berufswelt zurechtfinden, sich neu orientieren und weiterentwickeln zu können? Dieser Frage widmete sich das Projekt „Transferqualifikationen: Berufliche Kompetenzen zur Selbstorganisation und didaktische Modelle zu ihrer Vermittlung“ (TRANS).  Auch wenn das Projekt- und der Entwicklungszeitraum des Curriculums inzwischen 15 Jahre zurückliegen, hat seine Aktualität an nichts eingebüßt. Umstrukturierungen in Firmen, befristete Beschäftigungsverhältnisse und Kurzzeitverträge gehören zum Alltag. Von den Betroffenen fordern sie die Bereitschaft, sich den damit verbundenen Veränderungsprozessen zu stellen.

Das vom BMBF 1999-2002 geförderte und am Deutschen Institut für Erwachsenenbildung - DIE angesiedelte Forschungsprojekt berücksichtigte vorliegende Studien, Erkenntnisse aus nahezu 60 qualitativ angelegten Interviews sowie Erfahrungswissen aus Theorie und Praxis.

Die in nahezu alle Lebensbereiche hineinwirkende Digitalisierung (Stichwort: „Wirtschaft 4.0“), die ganze Berufsbilder verdrängen kann, steht dem Fachkräftemangel in vielen Bereichen sowie einer Verlängerung der Lebensarbeitszeit gegenüber. Zahlreiche Menschen werden sich mit der Herausforderung konfrontiert sehen, ihren gelernten Beruf nicht mehr ausüben zu können oder auch in fortgeschrittenerem Alter Neues lernen zu müssen. Eine Um- oder Neuorientierung ist unumgänglich und Transferqualifikationen sind gefragt.

Im Projekt TRANS wurden diese Transferqualifikationen als „(berufs-)biographische Steuerungskompetenz“ definiert und beschrieben (Wirkner 2002, 32). Sie umfassen

  • die biographische Kompetenz
  • die Fähigkeit zur Verantwortungsübernahme sowie
  • Entscheidungsfähigkeit

  Mit  Biographischer Kompetenz ist in erster Linie die

  • Reflexionsfähigkeit hinsichtlich der eigenen Biographie gemeint. Sie umfasst die Berücksichtigung und Würdigung bisheriger Erfahrungen, die genaue Betrachtung der eigenen Werte und Interessen und fokussiert auf dieser Basis die eigenen Wünsche und Zielsetzungen für die Zukunft. Die Fragen: Woher komme ich? Wo stehe ich? Wo will ich hin? skizzieren die Blickrichtungen der biographischen Kompetenz.

Ein weiteres wesentliches Lernziel ist die

  • Verantwortungsübernahmefähigkeit. In der vorliegenden Sichtweise obliegt der und dem Einzelnen die Verantwortung für die Gestaltung des eigenen Lebensverlaufs. Dazu gehören vergangene, gegenwärtige und zukünftige Entscheidungen, die den Lebensverlauf lenken. Wie auch immer diese Lenkung aussieht, die Verantwortung dafür liegt beim Individuum. Und nicht zuletzt ist die
  • Entscheidungsfähigkeit von herausragender Bedeutung. Diese umfasst nicht nur die Fähigkeit, Informationen angemessen zu verarbeiten und zu strukturieren, sondern auch deren Einordnung in das eigene Werteschema sowie die Motivation, bewusst Entscheidungen zu treffen.

Das Curriculum ist dazu ausgerichtet, diese Fähigkeiten zu entwickeln, zu praktizieren und zu trainieren. Idealtypisch ist es für den Einsatz in einem vierwöchigen Bildungsangebot konzipiert und richtet sich in der Anwendung an Kursleitungen. Als Zielgruppen sind grundsätzlich alle Menschen gedacht, die einen beruflichen Transferprozess zu bewältigen haben. Das Konzept ermöglicht eine Umsetzung mit unterschiedlichen Berufs- und Zielgruppen, unter Berücksichtigung gruppenspezifischer Abwandlungen und entsprechender Binnendifferenzierung. 

Als Basis des Curriculums ist ein ganzheitlicher Ansatz zu sehen, der den Menschen als Individuum mit seiner eigenen Lebenserfahrung respektiert und nicht auf den beruflichen Bereich reduziert. Dies findet seinen Niederschlag in der Berücksichtigung aller außerberuflich erworbenen Fähigkeiten und Kompetenzen; auch werden das Selbstbild sowie die subjektiven Wertvorstellungen, Wünsche und Lebensziele einbezogen. Das ressourcenorientierte Vorgehen legt den Fokus auf das Vorhandene und unterstützt das Herausarbeiten möglichst vieler Fähigkeiten und Kompetenzen.

Weitere Informationen zu  dem Thema "Arbeitsorientierte Grundbildung" und zu dem Projekt TRANS und das  Curriculum finden Sie in der gleichnamigen Dossierfolge.

CC BY SA by Barbara Wirkner für wb-web