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Das Engagement des DVV für die Alphabetisierung und Grundbildung

Das Bild zeigt das Logo des Deutschen Volkshochschulverbandes.

Logo DVV (Bild: ©  Deutscher Volkshochschulverband)

Alphabetisierung und Grundbildung gehören zu den Schwerpunktthemen des Deutschen Volkshochschul-Verbands (DVV). Mit neuen Lernangeboten und dem Transfer bewährter Ansätze engagiert sich der Verband dafür, die Ziele der Nationalen Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung umzusetzen.

Mit der seit 2016 laufenden Dekade verfolgt die Bundesregierung zwei große Ziele:

  • Zum einen sollen im Anschluss an die Ergebnisse der Nationalen Strategie die Themen „Alphabetisierung“ und „Grundbildung“ in der Bildungspolitik und -planung verankert werden.
  • Zum anderen sollen mit Weiterbildungsangeboten die Lese- und Schreibkompetenzen sowie das Grundbildungsniveau Erwachsener in Deutschland deutlich angehoben werden.

Die Dekade richtet sich dabei zunächst an Erwachsene mit Deutsch als Muttersprache sowie an länger in Deutschland lebende Migrantinnen und Migranten mit Deutschkenntnissen. Auf mittlere Sicht sollen jedoch auch Geflüchtete adressiert werden. Es ist davon auszugehen, dass, auch nach Absolvieren eines Integrationskurses, der Bedarf nach Literalitätsförderung in der deutschen Sprache besteht.

Der DVV nimmt die im Grundsatzpapier zur Dekade formulierten Ziele zum Anlass, die Voraussetzungen zu schaffen, damit Folgendes realisiert werden kann:

  • Alphabetisierungs- und Grundbildungsangebote sollen systematisiert und sowohl Lernziele als auch Lernergebnisse transparent gemacht werden.
  • Die Anschlussfähigkeit von Alphabetisierungs- und Grundbildungsangeboten an weitere Bildungsgänge, wie das Nachholen des Schulabschlusses oder berufliche (Nach)Qualifizierung, soll gesichert werden.
  • Gemeinsame Angebote und didaktisch geeignete Materialien für heterogene Kurse mit Erst- und Zweitsprachlern Deutsch sollen entwickelt werden.
  • Das Lehrpersonal soll professionalisiert werden.
  • Teilnehmende (vor allem auf Alpha-Level 3 und 4) sollen angesprochen und dazugewonnen werden.

Auf diese Weise möchte der DVV dazu beitragen, die Schriftsprachkompetenzen und das Grundbildungsniveau in Deutschland lebender Erwachsener zu verbessern.  

Systematisierung, Lernzielorientierung und Anschlussfähigkeit

Gemeinsam mit Fachdidaktikern und Fachdidaktikerinnen wurden im DVV Rahmencurricula und Unterrichtsmaterialien für die Bereiche „Lesen“, „Schreiben“ und „Rechnen“ entwickelt. Dazu gehören wissenschaftlich und didaktisch fundierte Lehrpläne, Lernmaterialien sowie die Alpha-Kurzdiagnostik zur schnellen Überprüfung von Schreib- und Lesekompetenzen, die einen systematischen Lese- und Schreibunterricht ermöglichen. Wissenschaftlich abgesicherte, explizite Lehr- und Lernmethoden stehen dabei keinesfalls im Widerspruch zu abwechslungsreichen, erwachsenengerechten, sozialraumbezogenen Lernsettings. Die DVV-Rahmencurricula unterstützen vielmehr Lehrkräfte bei der Unterrichtsorganisation und systematisieren den Unterricht im Hinblick auf Lernerfolge und Lernziele. Sichtbare Lernerfolge wiederum sind notwendig, um Teilnehmenden Anschlüsse an weitere Bildungswege zu ermöglichen. Ab September 2017 geht das Projekt in eine neue Phase, in der die Materialien landesweit erprobt und im Folgenden von Didaktikern und Didaktikerinnen überarbeitet werden.

 In Maßnahmen der Arbeitsförderung mit Grundbildungsangeboten können funktionale Analphabetinnen und Analphabeten mit dem Einsteigermodul des DVV lernen. Orientiert an den DVV-Rahmencurricula Lesen und Schreiben bietet das Einsteigermodul ebenfalls Unterrichtsmaterial an, hier jedoch speziell für die beschäftigungsorientierte Lese- und Schreibförderung. Möglich wurde die Förderung von Grundkompetenzen im Lesen und Schreiben im Rahmen der beruflichen Weiterbildung durch eine Gesetzesänderung des SGB III vom August 2016. Das DVV-Projekt „Grubin-Transfer“ entwickelt in Kooperation mit VHS und Arbeitsförderung weitere Lernmaterialien für diese große Zielgruppe funktionaler Analphabetinnen und Analphabeten.

 Zusätzlich bietet der DVV mit seinen digitalen Angeboten im Bereich der Lernportale erweiterte Möglichkeiten zur individuell zugeschnittenen Auswahl von Lerninhalten und Lerntempi sowie zum selbstgesteuerten Lernen an. Das DVV-Portal „ich-will-lernen.de“ beinhaltet unterschiedliche Lernbereiche zur Alphabetisierung, zu Rechnen oder Schulabschlüssen und wird im Laufe der Dekade um weitere Grundbildungsbereiche wie politische Grundbildung, Gesundheits-/Verbraucher-/Medienbildung und „Lernen lernen“ erweitert. Beim aktuell stattfindenden Relaunch des Portals fungieren die DVV-Rahmencurricula als Grundlage der Inhalte-Entwicklung, die Alpha-Kurzdiagnostik wird online integriert.

 Gemeinsame Angebote für Erst- und Zweitsprachler/-innen

Die Realität der Alphabetisierungskurse ist nicht nur durch eine Heterogenität der Kompetenzen der Teilnehmenden im Lesen und Schreiben geprägt, sondern bildet auch eine breite Varianz sprachlicher Vorkenntnisse ab. Eine Zusammenführung der Zielgruppen deutscher Muttersprachler und der Teilnehmenden mit anderer Erstsprache als Deutsch erfordert didaktisch geeignete Lernangebote und -materialien. Im neu gestarteten DVV-Projekt „Rahmencurriculum: Transfer“ werden die DVV-Rahmencurricula und die Alpha-Kurzdiagnostik u. a. darauf überprüft, inwieweit sie sich für den Einsatz in diesbezüglich gemischten Gruppen eignen. Anschließend werden die Materialien um didaktisch sinnvolle Aufgaben erweitert.

 Professionalisierung

Die Bereitstellung eines qualitätsvollen Alphabetisierungs- und Grundbildungsangebots beinhaltet auch die Professionalisierung des Lehrpersonals. Entsprechende Qualifizierungskonzepte liegen bereits vor. So qualifiziert die DVV-Fortbildung „ProGrundbildung“ Lehrkräfte in sechs Modulen für die Alphabetisierungs- und Grundbildungsarbeit. Spezielle Fortbildungen (zu Rahmencurricula, Lernportal, etc.) werden weiterentwickelt und sollen die Lehrkräfte künftig in der Erweiterung ihres Portfolios unterstützen. Die oft finanziell schwierige Beschäftigungssituation der Lehrkräfte sowie der erhöhte Bedarf an Lehrkräften im (finanziell attraktiveren) Integrationskursbereich begründen den aktuell an vielen Stellen herrschenden Mangel an Lehrpersonal für erstsprachige Alphabetisierung. Um die Teilnahme an Qualifizierungen sowie die Lehrtätigkeit attraktiver zu gestalten, müssen Fortbildungsteilnahmen gefördert und Personalstrukturen optimiert werden.

 Teilnehmergewinnung

Erfahrungen aus der Umsetzung der Nationalen Strategie für Alphabetisierung und Grundbildung haben außerdem gezeigt, dass nachhaltige Wirkungen nur durch den Aufbau und die Weiterentwicklung von funktionierenden Strukturen erreicht werden können. Das DVV-Projekt „AlphaKommunal-Transfer“ widmet sich den Fragen, wie Grundbildung im kommunalen Bildungsmanagement etabliert werden kann und wie über kommunale Arbeitgeber Menschen mit Lese- und Schreibschwierigkeiten erreicht werden können.  

Das Engagement des DVV im Sinne der Dekade

Die Grundlagen für die Qualitätsentwicklung und Standardisierung von (multimedialen) Lernangeboten und -materialien sind im DVV in Form von Curricula, Dozentenqualifizierungen und Transferkonzepten bereits geschaffen. Die konkreten Angebote und Maßnahmen für die Praxis werden in den folgenden Jahren erweitert und weiterentwickelt. Sie müssen künftig in nachhaltig wirkende Regelangebote überführt werden. Der DVV nimmt damit gemeinsam mit anderen Akteuren die Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung gern zum Anlass, sich dem wichtigen Ziel zu nähern, dass ein Weiterbildungskurs im Lesen und Schreiben oder in ökonomischer Grundbildung genauso selbstverständlich in der Kurslandschaft verankert wird wie ein Integrationskurs oder ein Lehrgang zum Nachholen des Schulabschlusses – sowohl für Lehrkräfte, für Teilnehmende, für Programmplanerinnen und Programmplaner als auch für Fördergeber.

CC BY SA by Monika Socha und Katinka Bartl für wb-web