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OpenDigiMedia: OER für KMU

Das Bild zeigt das Logo OpenDigiMedia.

Logo nicht unter freier Lizenz

Online-Plattform, OER und Blended-Learning: Für Beschäftigte aus kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) des produzierenden Gewerbes existierte bislang kaum OER-Material zum Themenfeld Digitalisierung. Die Online-Lernplattform OpenDigiMedia.de der Leibniz Universität Hannover und der Agentur für Erwachsenen- und Weiterbildung schließt nun diese Lücke. Auf Basis der dort verbreiteten Materialien werden bereits Blended-Learning-Angebote in der Erwachsenenbildung entwickelt.

Wer in der beruflichen Bildung nach OER-Material sucht, stößt auf große Herausforderungen. Teils ist das Material zerstreut im Netz abgelegt, teils liegt es in einer ungeläufigen Sprache vor, teils entspricht es nicht den eigenen Qualitätsanforderungen. Das Projekt OpenDigiMedia hat nun für die Zielgruppe Facharbeiterinnen und Facharbeiter aus kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) des produzierenden Gewerbes eine Lernplattform konzipiert, die an einer zentralen Stelle vorhandenes Material bündelt und nach einer zielgruppengerechten Aufbereitung qualitätsgeprüft zur Verfügung stellt. Das nützt nicht nur den Facharbeiterinnen und Facharbeitern, sondern auch den Praktikerinnen und Praktikern in der Erwachsenen- und Weiterbildung, die mit Hilfe des Projektteams eigene Blended-Learning-Angebote zum Thema Digitalisierung in der Produktion erproben.

Das Bild zeigt das Logo Digitaler Ort Niedersachsen.

Grafik nicht unter freier Lizenz

Erfolgversprechender Mix aus Lernplattform …

Ein sechsköpfiges Projektteam entwickelt seit 2018 die digitale Lernplattform OpenDigiMedia.de. Dort wird Content rund um Digitalisierung für Facharbeiterinnen und Facharbeiter aus KMU des produzierenden Gewerbes zur Verfügung gestellt. Auf der Lernplattform gibt es nach Registrierung kostenlosen Zugriff auf umfangreiche vorstrukturierte Kurse zu den Themen „Grundlagen der Industrie 4.0“, „Informationen und Daten“, „Produktionstechnik“ und „Arbeit 4.0“. Bis Sommer 2020 werden auf der Plattform mindestens zehn Kurse mit insgesamt ca. 30 Stunden Lernmaterial bereitstehen.

Daneben gibt es auf der Plattform Verlinkungen zu verschiedenen Beratungsangeboten etwa zu den Möglichkeiten einer Weiterqualifizierung im Rahmen eines Hochschulstudiums. Die meisten Inhalte bietet OpenDigiMedia unter freier Lizenz als OER an. Es findet sich ein umfangreicher öffentlich zugänglicher OER-Pool auf der Plattform, aus dem sich vor allem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Erwachsenenbildung unkompliziert bedienen können. Auch Außenstehende können mit ihrem Material einen Beitrag zum Projekt leisten, indem sie das eigene Material an das Projektteam senden, das die Bildungsmedien nach erfolgreicher Qualitätsprüfung in den öffentlichen Pool aufnimmt. Ein Lexikon erklärt kurz und prägnant die wichtigsten Begriffe zur Digitalisierung in der Produktion und liefert in vielen Fällen gleich ein passendes Schaubild. Im Newsblog werden regelmäßig Neuigkeiten zum Projekt veröffentlicht.

Bei der Entwicklung der Inhalte wurde auf Elemente aus dem Storytelling zurückgegriffen: Eine Fabrikhalle bildet den Hintergrund, vor dem die fiktiven Identifikationsfiguren Lisa und Rolf mit digitaler Unterstützung Probleme kreativ lösen und dadurch die Fabrikhalle in eine „Smart Factory“ verwandeln. Die Inhalte werden dem „Gamification-Ansatz“ entsprechend abwechslungsreich in Form von Videos, Quizzes und interaktiven Bildern dargeboten.

und Präsenzphasen

Neben der Lernplattform konzentriert sich die Arbeit von OpenDigiMedia auf die Kompetenzentwicklung von Weiterbildungsverantwortlichen. Diese werden in innovativen Multiplikatorenschulungen und eigens konzipierten Beratungsangeboten in den Blick genommen. Die Qualifizierung beinhaltet die Auseinandersetzung mit fachlichen, mediendidaktischen und organisatorischen Fragestellungen. In Zusammenarbeit mit verschiedenen Einrichtungen der öffentlich geförderten Erwachsenen- und Weiterbildung in Niedersachsen wurde auf Basis der erworbenen Kompetenzen ein differenziertes Blended-Learning-Angebot entwickelt. Auf eine Präsenzphase, in der die Teilnehmenden über die Struktur des Angebots und die damit verbundenen (technischen) Anforderungen informiert werden, folgt eine Online-Phase mit Webinar, in der sich die Facharbeiterinnen und Facharbeiter selbstgesteuert mit den Inhalten der Lernplattform beschäftigen. Dabei können sie ihren eigenen Lernfortschritt durch Tests selbst überprüfen. Begleitend wird ein digitales Portfolio erarbeitet, das den Transfer in die Praxis gewährleistet. Den Abschluss bildet wieder eine Präsenzphase, in der die Inhalte der Online-Phase reflektiert und vertieft werden.

Angebot vor Ort startet im Frühjahr 2020

Mehr als fünf Einrichtungen ließen sich begeistert auf das Experiment ein und bieten ab Frühjahr 2020 das Blended-Learning-Format vor Ort an. Dabei spielt insbesondere die Netzwerkarbeit mit lokalen Akteuren eine große Rolle. Die Verantwortlichen rechnen mit regem Zuspruch auf Seiten der KMU, denn ein solches Angebot gibt es trotz der hohen Nachfrage in der öffentlich geförderten Erwachsenen- und Weiterbildung bislang nur in Ansätzen. Bereits im November 2019 hatten die Einrichtungen mit einem interaktiven Webinar Vertreterinnen und Vertreter aus KMU für die digitalisierungsbedingten Veränderungen sensibilisiert.

Ein „ausgezeichnetes“ Projekt

OpenDigiMedia wurde im Januar 2020 mit der Auszeichnung „Digitale Orte Niedersachsen“ geehrt. Damit würdigte das Niedersächsische Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung das herausragende Engagement von OpenDigiMedia in der aktiven Begleitung des Prozesses der Digitalisierung in Niedersachsen. OpenDigiMedia ist bundesweit auf Kongressen und Tagungen vertreten und wird insbesondere im OER-Bereich von der Fachwelt als Good-Practice-Beispiel für freie Bildungsmaterialien im Themengebiet Weiterbildung betrachtet.

OpenDigiMedia ist ein konsequent interdisziplinär angelegtes Projekt. Es wird bearbeitet durch das Institut für Berufspädagogik und Erwachsenenbildung (IfBE), das Institut für Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen (IFW) sowie die Zentrale Einrichtung für Qualitätsentwicklung in Studium und Lehre - eLearning Service (ZQS/elsa) der Leibniz Universität Hannover. Externe Kooperationspartnerin ist die Agentur für Erwachsenen- und Weiterbildung (AEWB).

Die Förderung des Projekts erfolgt aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Landes Niedersachsen im Rahmen der ESF-Richtlinie „Öffnung von Hochschulen”.


Steffen Münch, AEWB

Steffen Münch ist Pädagogischer Mitarbeiter in der Agentur für Erwachsenen- und Weiterbildung (AEWB), Hannover im Projekt OpenDigiMedia. Die AEWB ist der zentrale Dienstleister und Service-Anbieter für die Erwachsenenbildung in Niedersachsen für alle anerkannten, öffentlich geförderten Einrichtungen und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.


 CC-BY-SA 3.0 by Steffen Münch für wb-web.

Hinweis: Der Text erschien in leicht abgewandelter Form im Rahmen Themenwoche Zeitgemäße Bildung: Wie gehen wir mit Künstlicher Intelligenz um? bei EPALE.


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