Erfahrungsbericht

Soziales Lernen und Coaching

Zur Zielgruppe der Geringqualifizierten zählen im arbeitsmarktpolitischen Bereich in Österreich alle Personen, die keinen Pflichtschulabschluss oder lediglich einen Pflichtschulabschluss vorweisen können beziehungsweise Personen, die ihre Lehre abgebrochen haben oder die deutliche Probleme mit Kulturtechniken aufweisen. Die grundsätzliche Herausforderung, die bei dieser Personengruppe auftritt, ist die Schwierigkeit, aufgrund fehlender Basiskompetenzen erfolgreich in den Arbeitsmarkt einzutreten. Helmut Kronika und Elisabeth Ulz vom BEST Institut in Wien beschreiben ihre Erfahrungen als Anbieter von Kursen und Coaching.

Zwei Frauen im Gespräch

Einzelcoaching ist in Kursen für Geringqualifizierte ein wichtiges Element. (Bild: Serena Wong/pixabay.com, CC 0)

Eine Herausforderung stellen schlechte Lernerfahrungen der Zielgruppe im schulischen Kontext dar, wodurch die Motivation für eine Kursteilnahme meist sehr gering ist. Daher ist bei dieser Personengruppe ein großes Maß an Motivationsarbeit für die weitere berufliche Zielwegplanung essentiell, welche bei BEST beispielsweise durch Einzelcoaching gefördert wird. In diesem Bereich wird in Schulungen überwiegend bei der Verbesserung der Basiskompetenzen und weiteren Einzelcoaching-Maßnahmen angesetzt sowie auf Beratungsstellen verwiesen.

Ein wichtiger Bereich bei Bildungsmaßnahmen für diese Zielgruppe stellt bei BEST Institut für berufsbezogene Weiterbildung und Personaltraining GmbH auch das Case Management dar, wobei besonders darauf geachtet wird, dass in erster Linie die persönlichen Probleme der Teilnehmenden bewältigt werden und anschließend eine eigenständige Lebensführung gelingen kann. Denn dies ist die Voraussetzung für einen (Wieder-)Einstieg in den Arbeitsmarkt.

Der Themenbereich der Stigmatisierung ist ein wichtiges Thema für die Arbeit mit der Zielgruppe der Geringqualifizierten. Dabei gilt es der Demotivierung der angesprochenen Personengruppe – gerade auch durch ihre Stigmatisierung - entgegen zu wirken. Dies geschieht bei BEST durch folgende Angebote:

  • niederschwellige Aufgaben und Angebote
  • Übungsfirmen
  • praktische Übungen

Dadurch wird eine Steigerung des Selbstbewusstseins der Teilnehmenden erreicht. Unterstützt wird diese Steigerung des Selbstbewusstseins durch eine Anerkennung informeller Kompetenzen, die wichtige Potenziale für künftige berufliche Tätigkeiten darstellen.

Hier kann auch auf praktische Bespiele aus BEST-Projekten verwiesen werden, wie beispielsweise ACE Wien West – Aktivierung, Coaching, EDV, ein niederschwelliges Kursangebot für arbeitslos vorgemerkte Personen, die maximal einen Pflichtschulabschluss sowie einen Berufswunsch im Bereich Handel, Dienstleistung, Büro, Gesundheit haben. Dabei steht ein umfassendes Bewerbungstraining im Fokus sowie gezielte, individuelle Unterstützung bei der aktiven Arbeitsuche im Einzelcoaching und in der aufsuchenden Begleitung. Durch fehlende (höhere) Bildungsabschlüsse und negative Erfahrungen mit dem Thema Bildung sind die Chancen auf Vermittelbarkeit stark reduziert und (besonders informelle) Kompetenzen werden oft nicht erkannt. Deshalb wird hier durch verstärkte Unterstützung, gezielte Hilfestellungen und Empowerment versucht, die Talente, Stärken und informellen Kompetenzen der Teilnehmenden zu erkennen und für die Berufswelt nutzbar zu machen.

Ein weiteres Beispiel eines BEST-Projektes ist die Produktionsschule Golden Goal, die sich an Jugendliche richtet, die im Bereich sozialer Kompetenzen und Kulturtechniken einen Entwicklungsbedarf aufweisen und einen klaren Berufswunsch haben sowie eine Berufsausbildung absolvieren möchten. Dieses niederschwellige Angebot stellt eine einheitliche, barrierefreie Unterstützungsstruktur im Vorfeld konkreter Ausbildungsangebote dar, die jungen Menschen die Möglichkeit gibt, versäumte Basisqualifikationen und Social Skills nachträglich zu erwerben sowie Ausbildungsmöglichkeiten kennen zu lernen um sich damit besser in den Arbeitsmarkt eingliedern zu können. Die Besonderheit stellt dabei die Übungsfirma dar, im Rahmen derer praktisches Tun mit kognitiven Lernleistungen kombiniert und durch soziales Lernen in der Gruppe sowie individualisiertes Coaching ergänzt wird.

 CC BY SA 3.0 by Helmut Kronika und Elisabeth Ulz für wb-web


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