Wissensbaustein

Kursplanung

Gute Planung ist Grundlage einer gelungenen Veranstaltung

Die Planung eines Kurses gehört für Lehrende in der Erwachsenenbildung zu den grundlegenden Tätigkeiten. Wie bei vielen anderen Projekten auch erleichtert eine gute Kursplanung die Umsetzung erheblich. Doch gerade für Neulinge unter den Kursleitenden stellt sich die Frage: Wie plane ich einen Kurs richtig? Was für eine gute Kursplanung wichtig ist, lesen Sie hier. 

DefinitionWas ist das?

Die Planung von Seminaren, Kursen und anderen Veranstaltungen der Erwachsenenbildung ist Teil der Didaktik. Kursplanung betrifft in der Erwachsenenbildung nicht nur die Festlegung von Inhalten oder zeitlichem Umfang. Für die Kursleiterin bzw. den Kursleiter bedeutet Kursplanung die Berücksichtigung aller Umstände, die zum Gelingen des Kurses beitragen – von der Festsetzung der Lernziele über die Anforderungen an den Raum und die Auswahl der Lernmittel bis hin zur Evaluation der Veranstaltung. 

Auf der institutionellen Ebene muss der Anbieter zunächst ein Konzept erarbeiten und das Programm der Einrichtung planen. Zudem müssen das konkrete Angebot zusammengestellt und Lehrkräfte ausgewählt werden.

Menschen sitzen ungeordnet in einem Raum auf Stühlen.

Wichtige Frage bei der Kursplanung: Passen Raum und Sitzordnung zum Kurskonzept? (Bild: Im Seminarraum, Jens-Olaf Walter/flickr.com, CC BY-NC 2.0)

GeschichteWoher kommt das?

Schon in der Antike organisierten Ägypter, Griechen und Römer Lehrveranstaltungen. Mit der Entwicklung von Institutionen wie Schule und Universität entstanden auch Regelungen für die Organisation und den Ablauf von Lehren und Lernen. Das Mittelalter etwa kannte den Stoffkanon der „Sieben Freien Künste“: Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie.

Heute gibt es für die allgemeinbildenden Schulen Curricula und Lehrpläne, die den Unterrichtsverlauf regeln. In der Erwachsenenbildung können sich perspektivisch Lernziele ergeben zum Beispiel aus dem Deutschen Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen (DQR), der berufliche Qualifikationen und Kompetenzen sichtbar macht.

MerkmaleWie geht das?

Die Planung eines Kurses oder einer Veranstaltung zur Erwachsenen- oder Weiterbildung steht für alle Kursleitenden am Beginn ihrer Arbeit. Die Konzeption des Kurses bestimmt das Kursgeschehen über die gesamte Dauer und ist entscheidend für die erfolgreiche Durchführung. Die wesentlichen Elemente der Kursplanung nach Nuissl und Siebert (2013, S. 87) sind in Abbildung 1 dargestellt:

Elemente der Kursplanung als Kreise in einer Grafik

Abbildung 1: Die wesentlichen Elemente der Kursplanung (DIE nach Nuissl & Siebert, 2013, S. 87 und Kaiser, 2007, S. 16)

Kaiser (2007, S. 16f.) nennt als Elemente von Lehr-Lernarrangements, die bei der Kursplanung berücksichtigt werden müssen:

  • Lernende
  • Lehrende
  • Lerngruppe
  • Interaktion
  • Ziele
  • Inhalt
  • Methoden
  • Medien
  • Lernsequenzen (Phasen)
  • Evaluation (Lernstandortbestimmung)
  • Zeit
  • Lernort

Für die Kursplanung stellt Kaiser mit den Kernelementen folgendes Raster zur Verlaufsplanung auf. Tabelle 1 zeigt exemplarisch eine Verlaufsplanung für einen Kurs zum Thema „MS Word“:

Tabelle mit Aufzeichnungen zum Kursablauf

Tabelle 1: Tabelle für die Kursverlaufsplanung (nach Kaiser, 2007, S. 20)

Wird ein solcher Verlaufsplan von links nach rechts ausgefüllt, werden die Kernelemente sinnvoll zueinander in Beziehung gesetzt. Ziele und Inhalte sind aufeinander abgestimmt, entsprechend werden Methoden ausgewählt und Formen der Evaluation festgelegt. Muss die Kursleiterin bzw. der Kursleiter eine Ankündigung für das Programmheft liefern, ist der Verlaufsplan ebenfalls hilfreich für die Formulierung.

Die Formulierung der Lernziele steht am Anfang jeder Kursplanung. Dabei ist darauf zu achten, dass erreichbare Lernziele festgelegt werden, die auch überprüfbar sind. Lernziele müssen mit den Lernenden vereinbart werden, deshalb sollten sie so klar wie möglich formuliert sein. Schließlich sollten die Lernziele zur Veranstaltung passen.

Im nächsten Schritt sollte die Stoffmenge reduziert werden (Didaktische Reduktion). Dies geschieht durch

  • exemplarische Auswahl,
  • einführende Orientierung,
  • expliziten Bezug auf Teilnehmererfahrungen,
  • Konzentration auf Verwendungssituationen,
  • fachliche Spezialisierung   (Nuissl & Siebert, 2013, S. 88).

Im Anschluss werden die Lernmaterialien zusammengestellt bzw. entwickelt. Oft gibt es für Kurse festgelegtes Material, z. B. Lehrbücher, Texte, Folien, Präsentationen, die an die Veranstaltung angepasst werden müssen. Das Material soll für Erwachsene geeignet sein, keine Widersprüche hinsichtlich Aussagen und Kontext enthalten, bezüglich Zeit und Teilnehmerkompetenzen zum Kurs passen und sich nicht überschneiden.

Außerdem entscheidet die Kursleiterin bzw. der Kursleiter über den Einsatz von Methoden und Medien, die zur Erreichung der Lernziele sinnvoll sind. 

Bei der Konzeption des Kursablaufs ist es sinnvoll, die Lernziele und deren Erreichbarkeit in der verfügbaren Zeit zu betrachten. Die Kursleiterin legt fest, welchen Stoff sie in welchen Zeitabschnitten behandeln will.

Nicht zuletzt ist für die Kursplanung wichtig, in welchem Raum der Kurs stattfindet, zu welcher Zeit und welche Zielgruppe das Angebot hat. Hier muss der Kursleitende nachdenken über die vorhandene Ausstattung, die Sitzordnung und deren Auswirkungen auf die Kursgestaltung.

DiskussionWas wird diskutiert?

Im Rahmen des Konzepts des selbstgesteuerten Lernens wird die Rolle der Lehrkraft neu definiert. Dies betrifft gerade auch das übliche Konzept von Kursplanung, denn selbstbestimmtes Lernen bedeutet grob gesagt, dass die Lernenden über Ziele, Inhalte, Methoden, Ergebnisse, Zeit und Ort ihres Lernens selbst entscheiden. Der Lehrende wird zum Lernbegleiter. In dieser Rolle gibt er keinen Lehrplan vor, sondern bietet den Lernenden Hilfestellung durch das Angebot von offenen Curricula, aus denen die Teilnehmenden selbstbestimmt auswählen können (Faulstich, 2001, S. 49). Das Prinzip des selbstgesteuerten Lernens bedeutet für Weiterbildungsanbieter und Lehrkräfte Veränderungen in ihrer Arbeit. Dies wird von den Betroffenen oft durchaus auch kritisch gesehen (Fuchs-Brüninghoff, 2001, S. 36ff.)

Internationale BezügeWie sieht man das woanders?

Im englischsprachigen Raum verwendet man für den Lehrplan eines einzelnen Kurses den Begriff „Syllabus“, während „Curriculum“ auf das gesamte Studium oder das Lehr-Lernangebot eines Schulsystems, einer Schulstufe, einer Schulform oder eines Fachs bezogen wird. „Syllabus“ versteht sich als Lehrveranstaltungskonzept mit Informationen über Dauer, Ort und Teilnahmebedingungen, enthält aber auch Angaben zu Lernzielen und Lernerfolgskontrollen sowie zu benötigter Literatur.

Geht es um die Gestaltung von Lehr-Lernprozessen, spricht man in den USA von Instructional Design (pdf Download, dt. Instruktionsdesign) als „der systematischen Planung und Gestaltung von Lernumgebungen“ (de Witt & Czerwionka, 2012, S. 30). Dabei geht es vor allem um methodisches Vorgehen und Vermittlung, weniger um Festlegung von Zielen. Grundlage für die Entscheidung über die Konzeption von Lernangeboten sind beim Instructional Design empirische Forschungsergebnisse, die aus der Evaluation der Lernergebnisse gewonnen werden und wiederum verwendet werden, um das Lernangebot (neu) zu strukturieren. 


Service

Zur Reflexion

Wenn Sie an Ihre eigenen Kurse denken: Wie sähe eine Verlaufsplanung nach dem Muster von Kaiser aus? 

Literaturliste

  • Kaiser, A., Buddenberg, V., Hohenstein, K., Holzapfel, C., Uemminghaus, M., & Wolter, M. (Hrsg.). (2007). Kursplanung, Lerndiagnose und Lernerberatung. Handreichung für die Bildungspraxis. Bielefeld: W. Bertelsmann.
    Der Zusammenhang zwischen Kursplanung und Lernstandortbestimmung und Lernerberatung steht im Zentrum dieses Bandes. Neben einer informativen Einleitung zu jedem Thema werden Ergebnisse verschiedener Projekte vorgestellt. Dadurch erhält der Leser Einblick in die Praxis der Projekte. Die Beiträge von Arnim Kaiser und Birgit Schlaus beschreiben ausführlich, wie ein Strukturplan für einen Kurs erstellt wird.
  • Nuissl, E., & Siebert, H. (2013). Lehren an der VHS. Bielefeld: W. Bertelsmann.
    Das Standardwerk für alle Weiterbildner nicht nur an Volkshochschulen enthält auch ein ausführliches Kapitel zur Kursplanung. Alle nötigen Schritte werden verständlich und nachvollziehbar dargestellt. 

Quellen

Faulstich, P. (2001). Förderung selbstgesteuerten Lernens. In S. Dietrich (Hrsg.), Selbstgesteuertes Lernen in der Weiterbildungspraxis. Ergebnisse und Erfahrungen aus dem Projekt SeGeL (S. 39–55). Bielefeld: W. Bertelsmann.

Fuchs-Brüninghoff, E. (2001). Selbstgesteuertes Lernen – eine (un)realistische Lernkultur? In S. Dietrich (Hrsg.), Selbstgesteuertes Lernen in der Weiterbildungspraxis. Ergebnisse und Erfahrungen aus dem Projekt SeGeL (S. 34–38). Bielefeld: W. Bertelsmann.

Kaiser, A. (2007). Didaktische und methodische Planung von Kursen: Erstellen einer Strukturplanung. In A. Kaiser, V. Buddenberg, K. Hohenstein, C. Holzapfel, M. Uemminghaus, & M. Wolter (Hrsg.), Kursplanung, Lerndiagnose und Lernerberatung. Handreichung für die Bildungspraxis (S. 15–22). Bielefeld: W. Bertelsmann.

Witt, C. de, & Czerwionka, T. (2012). Mediendidaktik (2. Aufl.). Bielefeld: W. Bertelsmann. 


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