Susanne Witt Blog

Sind Sie bereit für Neustart?

Das Bild zeigt Fußspuren und den Text "The next step"

Der nächste Schritt (Bild: Geralt / Pixabay.com; Pixabay License)

Der Tag X wird kommen, der Tag nach #BleibzuHause. Nach zwei, drei Wochen des Überlebenskampfes am Markt gaben die Ostertage Zeit für eine Verschnaufpause. Zeit sich in Ruhe Gedanken zu machen, wie sich die Pandemie auf die eigene Berufstätigkeit, die eigene Lehre, aber vielleicht auch auf den Lehrenden selbst ausgewirkt hat. Welche eigenen Kompetenzen möchte man erweitern? Wo finde ich meine eigene Weiterbildung? Dieser Blogbeitrag gibt Lehrenden und Beschäftigten in der Erwachsenen- und Weiterbildung Anregungen, sich selbst zu prüfen und zeigt Möglichkeiten auf, sich selbst weiterzubilden und neue Wege zu probieren. 

Not macht erfinderisch!

Seit dem 23. März 2020 gilt das Kontaktverbot. Es ist an der Zeit, sich virtuell zu treffen – bequem vom heimischen Sofa aus. Verschiedene Volkshochschulen hatten bereits in der Vergangenheit einzelne virtuelle Angebote im Programm, für Fernlerneinrichtungen ist es seit jeher eine Grundvoraussetzung und der Bildungsanbieter WBS-Training schaffte in nur acht Tagen die komplette Umstellung von über 500 Kursen auf virtuelle Lehre.

E-Learning als Rettungsanker funktioniert bedingt - abhängig von der Medienkompetenz und technischen Ausstattung Lehrender und Lernender, aber auch in Abhängigkeit der Leitungsinfrastruktur und nicht zuletzt vom Angebot selbst. Eine Übertragung 1:1 eines Präsenzangebote auf virtuelle Räume ist in den meisten Fällen nur sehr eingeschränkt möglich. Es ist an der Zeit, Dinge auszuprobieren, zu experimentieren und Erprobtes den eigenen Bedarfen anzupassen und weiterzuentwickeln.  Charmanter Nebeneffekt ist, dass niemand aufgrund der eigenen Unerfahrenheit aktuell Perfektionismus erwartet.

Pädagogische Kompetenzen auf dem Prüfstand

Das im Rahmen des Projekts "GRETA" entwickelte PortfolioPlus fokussiert die pädagogischen Kompetenzen Lehrender in der Erwachsenen- und Weiterbildung. Mit dem online Tool können Lehrende ihre pädagogischen Fähigkeiten reflektieren, transparent machen und anerkennen lassen. Die Lehrenden erhalten einen anerkannten Nachweis über ihre pädagogischen Kompetenzen und ein professionelles Feedback von geschulten Gutachterinnen und Gutachtern. Das PortfolioPlus kann online ausgefüllt werden und ist zudem bis Ende 2021 kostenlos. Kern des Angebots stellt das GRETA-Kompetenzmodell dar. Ein weiteres Produkt aus dem Greta-Projekt ist der GRETA-Reflexionsbogen.

Medienpädagogische Kompetenzen standen und stehen gerade im Zentrum der Aufmerksamkeit. Dass manches bei der Umstellung auf virtuelle Lehre nicht klappt, merkt man schnell. Warum und wo es hapert, ist manchmal nur mittels detektivischer Kleinarbeit herauszufinden. Doch, wie steht es um die eigene medienpädagogische Kompetenz? Der in dem Projekt MEKWEP entwickelte Selbsttest für Lehrende in der Erwachsenen- und Weiterbildung gibt ein Feedback zu diversen Bereichen des Umgangs mit Medien als Lehrkraft. Die hier erhaltene Rückmeldung kann das Fundament bilden um die eigene medienpädagogische Kompetenz gezielt weiterzuentwickeln. Den Selbsttest und weitere Informationen zu dem Projekt MEKWEP finden Sie hier.

Lesetipps

Arnold, Kilian, Thillosen, Zimmer (2018). Handbuch E-Learning.

Haberzeth, E. und Sgier, I. (2019). Digitalisierung und Lernen: Gestaltungsperspektiven für das professionelle Handeln in der Erwachsenenbildung und Weiterbildung (Forum Hochschuldidaktik und Erwachsenenbildung). Bern: hep Verlag

Den eigenen Kompass neu ausrichten

Vielleicht ist aber auch Zeit, Bilanz zu ziehen. Wo stehe ich? Welche Ziele möchte ich kurz-, mittel- und langfristig erreichen, beruflich wie privat? Biografie-Arbeit und der ProfilPASS können helfen den eigenen Ausgangspunkt zu definieren und einen Anstoß für die weitere Entwicklung geben.

Gerade für die oft prekär Beschäftigten in der Erwachsenen- und Weiterbildung stellt sich jetzt die Frage nach der eigenen Existenzsicherung. Beschäftigungsverhältnisse, Arbeitszeit und Umfang sind so ebenso verschieden wie die persönlichen Lebensumstände wie Alter, Wohnsituation- und Familienstand und Interessen. Ein Patentrezept zu suchen, kann nur scheitern. Was helfen kann, ist eine Bestimmung des eigenen Standpunkts.

Folgende Fragen/Aufgaben können eine erste Orientierung geben:

  • Erstellen Sie eine Tabelle Ihrer Wünsche und Ziele.
  • Gleichen Sie diese mit Ihrem aktuellen Stand ab.
  • Welche Stärken bringen Sie mit?
  • Welche eigenen Interessen möchten Sie neu einbringen?
  • Welche Schwächen möchten Sie ausgleichen?
  • Wie soll Ihr Lehrangebot in Zukunft aussehen?
  • Welche Fortbildung oder Qualifizierung ist ggf. sinnvoll?
  • Wo finden Sie entsprechende Angebote zur eigenen Professionalisierung?

Analog zur Formulierung der Lernziele im eigenen Kursangebot für Lernende ist es vielleicht hilfreich, ausgehend von diesem State-of-the-Art, verborgene Kompetenzen zu eruieren, und/oder eigene (Lern-)Ziele festzulegen.

Biografiearbeit – Biografisches Lernen

Eine Wanderung im Hochmoor

Wer hat sich noch nicht nach dem Sinn des Lebens gefragt oder danach, wieso man in einer Situation auf diese oder jene Art und Weise reagiert hat? Mit den unterschiedlichen Methoden des Biografischen Lernens erfassen Menschen ihren Lebensweg und betrachten ihren Werdegang aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Ziel ist es unter anderem, mit dem Individuum einen jetzigen Standort zu finden und zu reflektieren, um anschließend von dort aus die Zukunft zu planen.

Zum Wissensbaustein

Mit dem ProfilPASS steht Ihnen ein Instrument zur Erfassung informell erworbener Kompetenzen zur Verfügung. Der ProfilPASS unterstützt Menschen, die ihre Kompetenzen systematisch ermitteln und sichtbar machen wollen. Dabei sind Erfahrungen aus Familie, Freizeit und Ehrenamt genauso wichtig wie der berufliche Werdegang: Das Ergebnis ist ein ganz persönliches Kompetenzprofil.

ProfilPASS

ProfilPASS-Workbook

Schulwissen und Zertifikate – die Fähigkeiten eines Menschen umfassen weit mehr als das. Wie aber ermittelt man diese? Hier kommt der ProfilPASS ins Spiel. Mit diesem Instrument stehen Beraterinnen und Berater Jugendlichen und Erwachsenen in Entscheidungsprozessen bei Übergängen und Neuorientierungen beratend zur Seite.

Zum Wissensbaustein

Mit dem Wissen um den aktuellen Stand können jetzt die neuen Ziele individuell formuliert werden. 

Professionalisierungsangebote für Lehrende in der Erwachsenen- und Weiterbildung

Das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung – Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen veröffentlichte die Checkliste: Wie finde ich die richtige Weiterbildung? für Weiterbildungssuchende. Diese gibt eine Orientierung bei der Suche nach der passenden Weiterbildung und gibt dem Suchenden Kriterien an die Hand, das Angebot qualitativ einzuschätzen.

Lehrende in der Erwachsenen- und Weiterbildung finden kostenfrei auf dem Portal wb-web eine Vielzahl an Angeboten zur eigenen Professionalisierung. Der EULE Lernbereich bietet  eine Reihe von multimedial aufbereiteten Lernpfaden für Lehrende an. Diese ermöglichen sowohl einen handlungs- sowie kompetenzorientierten Zugang zu pädagogischem Handlungswissen.

Volkshochschulen und die Landesverbände der Volkshochschulen bieten Erwachsenenpädagogische Qualifizierungen und eine Vielzahl  thematischer Weiterbildungen an.

Neben regulären Bachelor- und Master-Studiengängen zur Erwachsenenbildung bieten  Hochschulen und Universitäten Fort- und Weiterbildungsstudiengänge an. Diese Studiengänge sind teilweise als Fernstudium in Voll- oder Teilzeit zu absolvieren. Je nach Hochschule fächern sich die Masterstudiengänge und Weiterbildenden Studiengänge thematisch aus. Schwerpunkte sind beispielsweise „Deutsch als Fremdsprache“, „Alphabetisierung“, „Frauenbildung“ und „Medienbildung“.

Der Fachverband für Fernlernen und Lernmedien e.V. – das Forum DistancE-Learning – bietet eine Suchfunktion für Fernlernangebote.

Weitere Portale wie u.a. EPALE und der Deutsche Bildungsserver bieten thematisch aufgearbeitet Materialen für Lehrende in der Erwachsenenbildung. Neben diesen Plattformen und auch auf diesen finden sie Verweise auf zahlreiche weitere Webseiten mit offenen Bildungsmaterialien, wie zum Beispiel das OERhörnchen oder das Portal OERinfo.

Wie wird sich die Online-Phase dauerhaft auf die Erwachsenenbildung auswirken?

Nichts ist so beständig wie die Änderung! – Ich wurde vor der Pandemie gefragt, ob ich zukünftig die Erwachsenenbildung nur als digitales Angebot sehe, weil ich so viel zu digitalen Medien schreibe und deren Einsatz propagiere. Nun, ich habe die Frage verneint. Online- oder Fernlernen sind wunderbare Möglichkeiten zur Weiterbildung unabhängig von Zeit und Ort. Aber, ich persönlich kann mir nicht vorstellen, immer und in jedem Lernzusammenhang ohne den persönlichen Kontakt auszukommen. Meine eigene Literaturwerkstatt ist hierfür das beste Beispiel. Ja, man kann Texte online analysieren, in einer Gruppe in jedem Chat der Welt diskutieren. Aber die Spannung im Raum fühlen, wenn ein neuer Text gelesen wird, das kann das beste Online-Tool bis heute nicht übertragen.

Ich hoffe, dass die Erfahrungen, die alle Beteiligten aktuell machen, die Lehre vielfältiger und abwechslungsreicher machen. Auch besteht die Chance, dass Angebote sowohl als Präsenz- wie als Onlinekurs oder Blended Learning-Kurs buchbar werden und ggf. parallel oder abwechselnd stattfinden. Bildungsanbieter können auf diese Weise neue potenzielle Teilnehmerinnen und Teilnehmer erreichen. Abschließend wünsche ich mir mehr Mut bei Lehrenden und Lernenden, neue Medien und Tools auszuprobieren. Wie das geht, erfahren Sie auf wb-web.



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